zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Die große Welle

Auf hoher See ist der Aufschwung schon zu beobachten – Frachtmengen und Transportpreise sind deutlich angestiegen

Berlin. Das kommende Weihnachtsgeschäft und die Konjunkturbelebung heben die Stimmung der Logistikkonzerne. Seit Monaten ist ein wachsender Warenverkehr zu beobachten – vor allem auf hoher See. Im ersten Halbjahr 2003 wurden in den deutschen Seehäfen 4,5 Prozent mehr Güter umgeschlagen als im gleichen Vorjahreszeitraum. Insgesamt waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 122 Millionen Tonnen.

Die Branche verdankt den Aufschwung dem Handel mit Ostasien. Der Güterumschlag zwischen der Region und Deutschland wuchs binnen Jahresfrist um 15,1 Prozent auf rund zehn Millionen Tonnen. Dafür war vor allem China verantwortlich. Der Warenaustausch legte um rund 27 Prozent auf 3,9 Millionen Tonnen zu. Ähnlich sieht es in Europa insgesamt und Nordamerika aus.

„Die Volumina explodieren“, sagt Horst Schacht, Seefrachtchef beim Schweizer Logistikkonzern Kühne&Nagel. „Viele Fabriken wurden aus Europa und Nordamerika nach China und in den Fernen Osten verlagert“, sagt Andrew Valentine, Sprecher des britischen Frachtkonzerns P&O Nedlloyd, der 39 Prozent des Transportumsatzes aus dem Fernen Osten und Asien für sich beansprucht. „In den kommenden Monaten dürfte das Transportvolumen deshalb weiter zunehmen. Wir erwarten für 2004 eine wachsende Nachfrage nach Kapazitäten.“

Kühne&Nagel geht für 2004 und 2005 jeweils von einem Plus von 20 bis 30 Prozent beim chinesischen Export aus. Genauso optimistisch sind auch andere Logistiker. Selbst die Deutsche Bahn und die Deutsche Post profitieren vom wachsenden Seeverkehr. Beide besitzen Logistik-Tochterfirmen, die den Warentransport auf See organisieren. Bei der Bahntochter Schenker macht dieser Bereich etwa ein Viertel des Geschäfts aus.

Weltweit werden jährlich 75 Millionen Container verschifft, schätzt Horst Schacht von Kühne&Nagel. In diesem Jahr dürfte die Zahl um etwa acht bis neun Prozent steigen. Mehr als die Hälfte des Wachstums geht auf das Konto Chinas. Das Land produziere zum Beispiel rund 80 Prozent der Fahrräder weltweit. Exportiert werde aber fast alles – vom Fernseher bis zum Kindersitz, von der DVD bis zu Biolebensmitteln, sagt Schacht. „Geht man zu Lidl oder Aldi, ist das kaum zu übersehen: Viele Waren kommen aus China.“

Ganz vorne mit dabei sind auch deutsche Unternehmen wie Hapag-Lloyd. Das Unternehmen besitzt 40 Containerschiffe und will in diesem Jahr bei der Transportleistung wie 2002 um mindestens zwölf Prozent zulegen, wie Konzernchef Michael Behrend sagt. Auch das operative Ergebnis werde in diesem Jahr anziehen – nach 202 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Schon 2004/2005 sollen drei neue Containerschiffe in Dienst gestellt werden, die insgesamt 8000 Standardcontainer transportieren können.

So schnell haben viele Reeder nicht reagiert. Deshalb hat die wachsende Nachfrage nach Transportkapazitäten einen hohen Preis. Anfang 2002 kostete die Verschiffung eines Containers von China nach Hamburg etwa 1500 Dollar. Zurzeit sind es um die 3000 Dollar – Tendenz steigend. „Der Containerverkehr weltweit wird wegen der Arbeitsteilung etwa zwei bis drei Mal so stark wachsen wie die Weltwirtschaft“, sagt Schacht. Volkswirte gehen von einem Weltwirtschaftswachstum von etwa drei Prozent für 2004 aus. Die Transportnachfrage werde daher stärker zulegen, als die Kapazitäten ausgeweitet und neue Schiffe gebaut werden könnten. Erst ab 2006 oder 2007 würden wieder genügend Schiffe zur Verfügung stehen, schätzt Schacht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false