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Wirtschaft: Die Großen kommen nicht zur ITB

Auch Thomas Cook hat Teilnahme an der Tourismusmesse abgesagt / Messechef Göke will trotzdem nicht klagen

Berlin (alf/fw). Die Internationale Tourismusbörse (ITB) findet in diesem Jahr erneut ohne die meisten großen Reisekonzerne statt. Auch der zweitgrößte Konzern der Branche in Deutschland, Thomas Cook, sagte seine Teilnahme jetzt ab. Die FTIFrosch-Touristik, Alltours und Rewe werden erneut nicht zur ITB nach Berlin kommen, sagten die Konzernsprecher dem Tagesspiegel. „Wir wollen die Mittel in unserem Marketingetat lieber für Maßnahmen ausgeben, mit denen wir direkt an den Kunden treten können“, sagte eine Thomas Cook-Sprecherin. Der Konzern mache lieber mehr Werbung. Zudem lade Thomas Cook ohnehin einmal im Jahr Mitarbeiter der Reisebüros ein, um die Produkte zu präsentieren. Die Tui ist zwar wieder präsent – allerdings sitzt Tui-Chef Michael Frenzel auch im Aufsichtsrat der Messe Berlin.

Die Reisekonzerne stecken noch immer in der Krise, und wollen an den Messen sparen. Wegen des Irak-Kriegs, der Lungenkrankheit Sars und der schwachen Konjunktur ist die Zahl der Reisenden in den vergangenen Jahren laut Welttourismusorganisation um 1,2 Prozent auf 694 Millionen zurück gegangen. Der Bundesverband Tourismuswirtschaft (BTW) geht in 2003 von einem Umsatzrückgang von fünf Prozent bei Veranstaltern, Hotels, Gaststätten und Reisebüros aus.

Nach bisherigen Prognosen rechnet die Touristikbranche in Europa 2004 jedoch wieder mit einem Wachstum um bis zu fünf Prozent – das muss aber nicht unbedingt heißen, dass das Geld wieder für die Präsenz auf Messen ausgegeben wird. Denn den Konzernen geht es nicht nur um die Kosten, sondern auch darum, dass sie direkt auf die Endverbraucher zugehen wollen. Das ist auch bei der Rewe-Touristik der Fall. „Wir haben schon vor drei Jahren beschlossen, nur noch auf lokalen Verbrauchermessen präsent zu sein“, sagt eine Rewe-Sprecherin.

Die Messe Berlin ist trotz der Abwesenheit großer Reisekonzerne mit ihrer Internationalen Tourismusbörse (ITB) zufrieden. Messe-Geschäftsführer Christian Göke sagte dem Tagesspiegel, die ITB habe „innere Stärke und Entwicklungspotenzial“. In diesem Jahr findet die weltgrößte Reisemesse vom 12. bis 16. März auf dem Berliner Messegelände statt. Mit 9800 Ausstellern aus 150 Ländern erwartet Göke ein ähnliches Volumen wie im vergangenen Jahr. „Was Besucher, Aussteller und Quadratmeter anbelangt, ist die ITB absolut stabil“, sagte Göke. In diesem Jahr konnte die Messe 150 000 Quadratmeter vermieten. Rund 130 000 Besucher werden erwartet, davon etwa die Hälfte so genannte Fachbesucher.

Die Absage des Reisekonzerns Thomas Cook, der aus Kostengründen nicht an der ITB teilnimmt, wollte Göke nicht kommentieren und schon gar nicht als Indiz für die schwindende Attraktivität der ITB werten. Es gebe vielmehr einige bedeutende Unternehmen, die erstmals auf der ITB vertreten sein. Göke nannte unter anderem Boeing. Der Flugzeughersteller habe rund 250 Quadratmeter gebucht; die ITB biete sich für die Amerikaner an, um Verbindungen zu Fluggesellschaften und der Politik zu knüpfen. Der Wettbewerber von Boeing, die europäische Airbus, ist nicht in Berlin dabei. Erstmals neu auf der ITB sind Euro Disney, Air Berlin, der Billigflieger Hapag Lloyd Express und der Europapark Rust. Ferner haben die Balearen, die sich bislang mit Spanien präsentierten, eine eigene Halle belegt. Die Standmiete für die Aussteller bezifferte Messe-Geschäftsführer Göke auf 140 bis 150 Euro pro Quadratmeter für die gesamte Zeit. Allerdings macht die Standmiete Göke zufolge nur zehn bis 20 Prozent der gesamten Messekosten aus. Der große Rest entfällt auf Standbauten, Reise und Übernachtungskosten sowie Werbung. Im Fall Thomas Cook würden bei einer Standfläche von 500 Quadratmetern zu der reinen Standmiete von 75000 Euro also nochmals rund 700000 Euro hinzukommen.

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