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Wirtschaft: Die Gründung von Aventis ist sicher

FRANKFURT . "Das ist ein Maßstab für Hoechst".

FRANKFURT . "Das ist ein Maßstab für Hoechst". Jürgen Dormann, Vorstandschef des Frankfurter Pharma- und Chemiekonzerns, hat die Nachricht aus Paris sichtlich erfreut und stolz aufgenommen. Die Hauptversammlung von Rhône-Poulenc hat die Fusion mit Hoechst zur Aventis am Dienstag mit einer überwältigenden Quote von 99,5 Prozent gebilligt. Mit einer solchen Zustimmung rechnet Dormann zwar nicht auf der außerordentlichen Hauptversammlung von Hoechst am heutigen Donnerstag in der Frankfurter Festhalle. Aber das Ergebnis aus Paris sorgt für zusätzlichen Rückenwind. Dormann und seine Vorstandskollegen sind sich freilich ohnehin sicher, daß nichts mehr anbrennen wird, zumal sie nur eine Quote von 75 Prozent brauchen, um den Bund mit Rhône-Poulenc endgültig unter Dach und Fach zu bringen.Der Vorstand trommelt noch einmal für sein großes Vorhaben. "Aventis hat alle Zutaten für ein Spitzenunternehmen", sagt Hoechst-Vorstandsmitglied Horst Waesche. Er ist sich sehr sicher, daß aus der Quantität eines Unternehmens mit 95 000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von 39 Mrd. DM in kurzer Zeit auch hervorragende Qualität wird.Die 3500 Aktionäre, die am Donnerstag erwartet werden, werden dem Management keine Strich durch die Rechnung machen. Das ist spätestens seit Mitte Mai klar, als die Kuwaitis, mit 24,5 Prozent der größte Aktionär, nach wochenlangem Hin und Her ihren Segen gegeben haben.Aber Dormann und seine Vorstandskollegen wollen auf alle Fragen vorbereitet sein. "Es gibt für uns im Moment nichts wichtigeres als die Aktionäre". In den letzten Tagen hat der Hoechst- und künftige Aventis-Chef die Pensionäre informiert. Und ihnen in einem Brief versichert, daß ihre Renten auch künftig pünktlich und sicher bezahlt würden. Darum wird sich die Hoechst AG kümmern, die sich künftig als Tochtergesellschaft von Aventis fast nur noch um diese Frage kümmern wird.Den Aktionären wird Dormann am Donnerstag noch einmal klarzumachen versuchen, daß Hoechst mit der Fusion nicht nur den größten Pharma-, Agro- und Tiergesundheitskonzern der Welt schafft, sondern "europäische Industriegeschichte mitgestaltet". Und daß dabei auch der Standort Deutschland profitiert, obwohl Aventis seinen Sitz in Straßburg haben wird. Denn mit Aventis Pharma wird der wichtigste Teilkonzern - er steuert 70 Prozent des Umsatzes bei - seinen Sitz in Frankfurt haben. Auch an anderen Orten, wie etwa bei der heutigen Agrevo in Berlin, wird Aventis weiter hierzulande forschen und produzieren. "Wir haben den Anspruch, mit Aventis in Deutschland mindestens so viel Geld zu verdienen wie bisher mit Hoechst", sagt Dormann. Am Donnerstag endlich wird er auch erstmals Prognosen abgeben, was das in Heller und Pfennig heißen und was dann letztlich für die Aktionäre herausspringen dürfte. Bislang halten sich da sogar Analysten mit Umsatz- und Gewinnschätzungen zurück, auch wenn sie die Hoechst- und künftige Aventis-Aktie zum Kauf empfehlen. Am Dienstag nach dem deutlichen Votum der Anteilseigner von Rhône-Poulenc legte die Hoechst-Aktie schon mal um fast vier Prozent zu.Aber trotz der fast übermütigen Zuversicht des Hoechst-Managements werden am Donnerstag Fragen unbeantwortet bleiben. Wieviele Arbeitsplätze gestrichen werden, wollen Dormann und Co. nicht kundtun. Angeblich ist das erst nach der Zustimmung der Kartellbehörden in den USA und in Europa möglich. Sie wird für August und September erwartet. Bis November soll feststehen, wer von den 95 000 Mitarbeitern wo sein Job verlieren wird. Die deutschen Standorte von Hoechst wird es vorerst nicht treffen, hier sichert ein Standvertrag die Arbeitsplätze bis 2002. Auch über die Mitbestimmung bei Aventis ist noch nicht entschieden. Das aber wird die Aktionäre am Donnerstag weniger interessieren. Für sie soll es, wie Manager Waesche sagt, ein "Fest" in der Frankfurter Festhalle werden. "Schließlich" habe "Europa so etwas noch nicht gesehen".

ROLF OBERTREIS (Main)

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