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Wirtschaft: Die Holzmann-Story - Die aktuelle Krise ist nicht die erste in der Geschichte des 150-jährigen Unternehmens

Es war eine noble Feier. 800 Gäste waren vor knapp drei Wochen nach Frankfurt gekommen, um mit Philipp Holzmann den 150.

Es war eine noble Feier. 800 Gäste waren vor knapp drei Wochen nach Frankfurt gekommen, um mit Philipp Holzmann den 150. Geburtstag zu feiern. Jetzt droht dem Konzern im Jubiläumsjahr das Aus.

Irgendwann im Jahr 1849 entschloss sich Johann Philipp Holzmann, vom Beruf des Müllers ins Baugeschäft zu wechseln. Bis Anfang des neuen Jahrhunderts mauserte sich Holzmann zu einer der größten deutschen Baufirmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Mark und rund 12 000 Mitarbeitern und tummelte sich in allen Feldern des Baugeschäftes. Der Erste Weltkrieg sorgte für einen Bruch, ab Mitte der zwanziger Jahre ging es wieder rasant aufwärts. In der NS-Zeit wurde die Firma "arisiert" und in die Nazi-Maschinerie eingespannt. Auch Holzmann beschäftigte Tausende von Zwangsarbeitern. Heute gehört der Konzern zu den Unternehmen, die sich am Entschädigungsfonds für ehemalige Zwangsarbeiter beteiligen wollen.

Nach dem Krieg stieg Holzmann rasch wieder zur Spitze auf. Bis zum Abend des 15. April 1996 galt Holzmann als Erfolgsstory. Da bekannte der Vorstand plötzlich, dass für 1995 mit einem Verlust von 360 Millionen Mark gerechnet werden müsse. Bis 1998 summierten sich die Verluste auf mehr als drei Milliarden Mark. Jahrelang hatte der Vorstand Aufträge herein genommen, die sich vorne und hinten nicht rechneten. Vorstandschef Lothar Mayer und Aufsichtsratschef Hermann Becker mussten gehen, die Deutsche Bank holte Heinrich Binder als Sanierer an die Spitze des Unternehmens. Binder baute verlustträchtige Engagements ab. Zwar rutschte Holzmann in der Branche auf Platz zwei hinter Hochtief zurück. Aber bislang sah es so aus, als ob der Konzern in zwei oder drei Jahren wieder eine Dividende ausschütten können. Daraus wird nun nichts. Im Gegenteil.

ro

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