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Wirtschaft: Die IG Metall in NRW blickt über die Grenzen

DÜSSELDORF (pt/HB).Führende Vertreter deutscher, niederländischer und belgischer Gewerkschaften haben in Brüssel ihre zukünftige Zusammenarbeit in der Tarifpolitik für die Metall- und Elektroindustrie geplant.

DÜSSELDORF (pt/HB).Führende Vertreter deutscher, niederländischer und belgischer Gewerkschaften haben in Brüssel ihre zukünftige Zusammenarbeit in der Tarifpolitik für die Metall- und Elektroindustrie geplant.Bereits im Oktober sollen danach Fachkonsultationen beginnen.Vertreter der ausländischen Gewerkschaften sollen an Entscheidungsprozessen über die Tarifforderungen der IG Metall für Nordrhein-Westfalen beratend teilnehmen.Die IG Metall strebt außerdem die Teilnahme von Vertretern aus Belgien und den Niederlanden an den Verhandlungen für die Tarifrunde 1999 an.Der christliche Gewerkschaftsbund Belgiens (CCMB) wurde bei dem Treffen durch dessen Vorsitzenden Toni Janssen vertreten, der auch Präsident des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes ist, der sozialistische Gewerkschaftsbund (CMB) durch den Vorsitzenden Herwig Jorissen.Für die niederländischen Gewerkschaften nahm der Verhandlungsführer der Industriegewerkschaft FNV, Hans de Fries, teil.Wie der Initiator des Treffens, der nordrhein-westfälische IG-Metall-Bezirksleiter Harald Schartau, mitteilte, soll Ziel der Fachgespräche im Oktober sein, eine vergleichbare Datenlage bei den Themen Produktivität, Lohnkostenentwicklung, Beschäftigungssituation, Einkommensentwicklung und Relation von Brutto- und Nettoeinkommen herzustellen.

Diese Transparenz sei erforderlich, um die bisher allein an der nationalen Inflationsrate und Produktivitätsentwicklung ausgerichtete Tarifpolitik in der nordhrein-westfälischen Metallindustrie in den europäischen Kontext zu stellen.Schartau ist der Meinung, daß die nationalen Kriterien in Zukunft nicht mehr ausreichen werden.Der Euro werde ein harter Lehrer sein, erklärte Schartau.Er plädiert dafür, bei der Aufstellung von Tarifforderungen auch die Entwicklung der Produktivität im Euro-Raum zu berücksichtigen.Schartau: "Ich gehe davon aus, daß in den nächsten Jahren die Entwicklung der branchenbezogenen Produktivität in der EU in der deutschen Tarifpolitik zunehmend als Entscheidungskriterium für die Höhe der Lohnforderungen herangezogen werden wird."

Sowohl in den Niederlanden als auch in Belgien spielt der Staat bei der Lohnfindung eine stärkere Rolle als in Deutschland.Während die Regierung in den Niederlanden in einem stetigen Diskurs mit den Sozialpartnern steht und in der Vergangenheit auch Leitlinien für eine zurückhaltende Lohnentwicklung vereinbart wurden, kann der Staat in Belgien unmittelbar in Tarifverhandlungen eingreifen.Außerdem kennt Belgien als einziges EU-Land einen automatischen jährlichen Inflationsausgleich.Wie in Deutschland läuft auch in Belgien ein für zwei Jahre abgeschlossener Tarifvertrag zum Jahresende aus.In den Niederlanden gilt bis zum Juli 2000 eine Tarifvereinbarung, die den Arbeitnehmern in diesem Jahr Gehaltsverbesserungen von 3,25 Prozent plus einer einprozentigen Einmalzahlung bringt.In der deutschen Metallindustrie stiegen die Gehälter zum 1.April um 2,5 Prozent.Die Lohnzahlen in Holland für 1999 und 2000 lauten 2,75 Prozent und 1,5 Prozent.Hinzu kommen Nebenleistungen wie die Bezahlung eines Berufsschultages.Daher läßt sich das Gesamtvolumen des Abschlusses an den Lohnprozenten nicht festmachen.Zudem fehlt in Deutschland ein Element, daß den Gewerkschaften der Nachbarländer ihren Kurs der Lohnzurückhaltung erleichtert hat: Die Regierungen sorgten durch Steuer- und Abgabensenkungen dafür, daß trotz niedriger Brutto-Zuwächse die Nettoeinkommen stiegen.

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