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Wirtschaft: Die ILA zieht es nach Bayern

Die Luft- und Raumfahrtmesse verhandelt mit Oberpfaffenhofen / Umbau in Schönefeld ist ein Problem

Berlin - Der Hauptstadt droht der Verlust der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA). Wie der Tagesspiegel aus Branchenkreisen erfuhr, wird bereits nach Alternativen gesucht. „Seit einigen Wochen werden erste Gespräche mit dem Flughafen im bayerischen Oberpfaffenhofen geführt“, sagte ein Insider.

Die Branche präferiere zwar weiterhin den Standort Berlin, dessen großer Vorteil die Nähe zur Politik sei, hieß es. Doch fehle in der Hauptstadt bisher ein verbindliches und tragfähiges Konzept, wie in den kommenden Jahren ein angemessenes Flugprogramm gewährleistet werden könne. Problematisch seien die bald beginnenden Arbeiten am künftigen Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI). „Bei einer so wichtigen Veranstaltung wie der ILA kann man nicht einfach für eine Übergangszeit eine Ausweichlösung finden“, hieß es. Wandere man aus Berlin ab, dann auf Dauer.

Die Länder Berlin und Brandenburg bemühen sich, die ILA in der Region zu halten. Seit 1992 findet sie alle zwei Jahre auf dem Südgelände des Flughafens Schönefeld statt. Die Rahmenbedingungen für 2008 und 2010 reichen der Branche aber nicht aus. Die Berliner Senatsverwaltung äußerte sich zu den Abwanderungsszenarien nicht konkret. Es handele sich um einen laufenden Prozess, man sei zuversichtlich. Die bayerische Staatskanzlei lehnte jeglichen Kommentar ab.

Oberpfaffenhofen in Oberbayern – landschaftlich reizvoll zwischen München und Ammersee gelegen – ist bisher ein Sonderflughafen mit eigenem Kontrollzentrum, den einst der Flugzeughersteller MBB nutzte. Dank eines Autobahnanschlusses und eines S-Bahnhofs könnte er größere Besuchermassen verkraften. Zudem wird über eine Erweiterung zum Verkehrsflughafen diskutiert.

Die ILA, die vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) zusammen mit der Messe Berlin veranstaltet wird, gehört zu den großen internationalen Leitmessen der Branche (siehe nebenstehenden Artikel). Von offizieller Seite wollte man mögliche Abwanderungspläne nicht bestätigen. Oberpfaffenhofen sei nur ein „Worst-Case-Szenario“, sagte BDLI-Präsidialgeschäftsführer Hans-Joachim Gante. Man wolle in Schönefeld bleiben. Nachdem „einige Leute in der Region erst aufwachen mussten“, gebe es jetzt ein sehr persönliches Engagement der Länderchefs Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD), um die ILA zu sichern. So wie Bayern hätten auch Berlin und Brandenburg die Schaffung entsprechender Infrastruktur zugesichert. Allerdings schränkte der BDLI ein, dass er „einklagbare“ Verpflichtungserklärungen benötige.

Laut Stefan Grave, Projektleiter der Messe Berlin, steht das neue Konzept kurz vor der Fertigstellung. Danach soll die ILA 2008 und 2010 am bisherigen Standort stattfinden. 2012, acht Monate nach der BBI-Eröffnung, soll sie dann in den für den Flugbetrieb nicht mehr benötigten Nordteil des Airports wechseln.

Deutliche Kritik kam von der Opposition. Nach dem „Gezittere um den Wegzug der Bahn“ zeige der mögliche Verlust der ILA erneut die „wirtschaftspolitische Inkompetenz des Senats“, sagte der Fraktionsvorsitzende der FDP im Abgeordnetenhaus, Martin Linder. mit du-

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