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Wirtschaft: Die Kasse so leer

Von Hartmut Moheit Nürburgring. Es ist einige Zeit her, dass Heinz-Harald Frentzen sich so auf ein Training in der Formel 1 gefreut hat wie auf das erste Freie Training zum Goßen Preis von Europa auf dem Nürburgring am Freitag.

Von Hartmut Moheit

Nürburgring. Es ist einige Zeit her, dass Heinz-Harald Frentzen sich so auf ein Training in der Formel 1 gefreut hat wie auf das erste Freie Training zum Goßen Preis von Europa auf dem Nürburgring am Freitag. „Ich habe die neue Mercedes-Arena vorher nur auf dem Papier gesehen. Auf die erste Fahrt durch die neue Kurven-Kombination freue ich mich schon“, sagte der 35-Jährige.

Die Freude war angesichts der Tatsache verständlich, dass Frentzen in der Woche vor dem Rennen nur geradeaus fuhr. Nicht etwa, weil sich sein Arrows- Team von dem bloßen Hin-und-her-Rasen auf dem Flugplatz von Kemble in Mittelengland besonders viel versprach, etwa für die dringend notwendige Verbesserung der Balance des Wagens, sondern weil das äußerst knappe Budget keine Fahrt auf einem Kurs mit richtigen Kurven zuließ. Die finanziell besser situierte Konkurrenz von Ferrari und Sauber traf sich unterdessen in Jerez und Maranello.

Die einzig gute Nachricht für das Team Arrows ist derzeit wohl, dass es überhaupt noch am Start ist. Denn jedes Rennen kann das letzte sein, obwohl es heißt, dass mit Red Bull ein großer Sponsor bald für das nötige Kleingeld sorgen könnte. Das müsste jedoch schnell kommen, denn Arrows und auch Minardi stehen Gerüchten zufolge schon seit Monaten vor dem finanziellen Aus. Kein Wunder, dass die Teamchefs Tom Walkinshaw und Paul Stoddard deshalb scharf auf jene 12 Millionen Dollar TV-Gelder aus der letzten Saison sind, die ursprünglich für das bankrotte Prost-Team vorgesehen waren.

Minardi rückte durch Prosts Pleite auf den zehnten Platz der Konstrukteurs-WM 2001. Damit steht den Italienern, so sehen sie es zumindest, auch das Geld zu. Arrows-Chef Walkinshaw verlangt dagegen die Aufteilung der Summe unter allen Teams. Dann würde das Geld der direkten Konkurrenz nur bedingt weiterhelfen und immerhin ein paar Cent in die leere Kasse spülen. Eine Sitzung aller Teamchefs am vergangenen Donnerstag hatte jedoch keine Einigung gebracht.

Dabei würde jede zusätzliche Million vor allem den Fortbestand von Arrows sichern. „Das Team hat doch ein großes Potenzial, vom Windkanal bis hin zu 260 motivierten Mitarbeitern“, sagt Arrows-Pilot Frentzen, dessen eigene Karriere unmittelbar von der Entwicklung seines Teams abhängt. Es ist weder sicher, dass er sein Gehalt von rund 800 000 Dollar bekommt, noch dass er die eingeklagten 2,5 Millionen Dollar von seinem früheren Chef Eddie Jordan erhält. Beides kommentiert er mit der branchenüblichen Aussage: „Dazu sage ich nichts.“ Auch sein Verhältnis zu Jordan beschreibt er einsilbig: „Er grüßt mich.“ Man kann beide Aussagen auch so interpretieren: Die Finanz-Situation bei Arrows ist kaum zu überblicken, und Jordan möchte ich lieber nicht mehr sehen.

Dabei fühlt sich Heinz-Harald Frentzen in der Form seines Lebens. „Es ist natürlich in der Formel 1 nicht wie beim Wein, der mit dem Alter immer besser wird“, sagt er. „ Was ich aber definitiv sagen kann, ist, dass ich keinen Tennisarm und kein Meniskusproblem habe.“ Schwächen kann ein Fahrer in Frentzens Alter nicht zugeben, das würde seinen Marktwert sofort negativ beeinflussen.

Der scheint jedoch nach den letzten Leistungen ganz gut zu sein. „Es gibt einige Angebote“, sagt der 35-Jährige. Dennoch setzt er voll auf Arrows, obwohl er für diese Art von Vertrauen schon bei Prost enttäuscht wurde. „Als Tom Walkinshaw mir gesagt hat, dass er zur Not auch privates Geld einsetzen würde, habe ich letztlich den Vertrag bei Arrows unterschrieben“, hatte Frentzen vor der Saison verkündet, nicht ahnend, dass dieser Fall schon beim 7. Saisonrennen in Monaco eintreten würde. Doch schon zu Saisonbeginn war klar, dass es finanzielle Probleme geben würde. Es gab aber vor einem halben Jahr nur eine Alternative zu Arrows: Minardi.

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