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Wirtschaft: "Die können locker noch drauflegen"

Rot beflaggt, mit kreischenden Trillerpfeifen und tönenden Lautsprechern zogen die IG-Metaller am Montag durch Alt-Tegel."Bei 60 Millionen Mark Gewinn sind 6,5 Prozent dicke drin", oder: "Immer nur zurück gesteckt, das rückt nur 6,5 Prozent zurecht", hieß es auf den Spruchbändern, mit denen sich die Arbeiter am Springbrunnen in der Fußgängerzone aufbauten.

Rot beflaggt, mit kreischenden Trillerpfeifen und tönenden Lautsprechern zogen die IG-Metaller am Montag durch Alt-Tegel."Bei 60 Millionen Mark Gewinn sind 6,5 Prozent dicke drin", oder: "Immer nur zurück gesteckt, das rückt nur 6,5 Prozent zurecht", hieß es auf den Spruchbändern, mit denen sich die Arbeiter am Springbrunnen in der Fußgängerzone aufbauten.

Bei der Auftaktveranstaltung zu den Warnstreiks der IG Metall in Berlin waren zwar auch Arbeiter von Adtranz und der ZF-Friedrichshafen AG mit kleinen Plakaten zu sehen, der größte Teil kam aber von Borsig und von dem Aufzughersteller Otis.Die Auftaktveranstaltung der Warnstreiks sollte eigentlich mit der vierten Tarifrunde für die Metaller in Berlin und Brandenburg zusammenfallen.Die Runde war allerdings kurzfristig auf den kommenden Freitag verschoben worden.

"Otis, das sind die, die die großen Gewinne machen", gab Arno Hager, Berliner Bevollmächtigter der IG-Metall am Mikrophon die Tonart vor.Das Angebot der Arbeitgeber von zwei Prozent und einer ertragsabhängigen Sonderzahlung von einem halben Prozent sei lächerlich, man bleibe bei der bundesweiten Forderung von 6,5 Prozent.Tatsächlich habe Otis noch mehr als 60 Mill.DM Gewinn gemacht, so Hager: Gut 120 Mill.DM und eine Umsatzrendite von zehn Prozent dürften es nach Meinung Hages schon gewesen sein."Die können auf die 6,5 Prozent noch einmal etwas drauflegen, dann haut die Rechnung hin", rief Hager, "wir müssen uns bei den Leuten im Betrieb ja schon dafür rechtfertigen, daß wir nicht mehr fordern." Für Betriebe, denen es schlechter gehe, könne man tarifvertragliche Lösungen finden.

Nach Angaben der Gewerkschaft waren es 600 Menschen, die an diesem Tag nach Tegel kamen, tatsächlich waren es wohl eher vierhundert.Dafür wirkten sie umso entschlossener."Wir laufen uns die Hacken kaputt, und die fahren die dicken Gewinne ein", schimpft der Monteur Wolf Dieter Lehmann, der bei Otis in Mitte arbeitet.Besonders verbittert ihn, daß er bei gleicher Arbeit immer noch weniger Geld bekommt, als die Kollegen im Westen.Wütend ist er aber auch über die Bedingungen, unter denen er bei Otis arbeitet."Früher mußten wir 50 Anlagen pro Mann warten, heute sind es siebzig." In das gleiche Horn stößt auch der Vorsitzende des Betriebsrates, Bernhard Baumgärtner: "Die Leistung pro Kopf ist um 46 Prozent gestiegen.Wir haben immer mehr Leistungsdruck und Streß in den Betrieben, das muß doch endlich mal honoriert werden."

Ohne Mikrofon hören sich die IG-Metaller zwar weniger kämpferisch, in der Sache aber nicht nachgiebiger an: "Wir erwarten, daß wir innerhalb von zwei Wochen zu einem akzeptablen Ergebnis kommen.Das wird vielleicht nicht ganz 6,5 Prozent sein, aber auch nicht 2,0", sagt Arno Hager.Daß es nach den Warnstreiks noch zu einem regulären Streik kommen wird, schließt er nicht aus.Noch rechnet er allerdings nicht damit: "Für einen Arbeitskampf sind die Zahlen der Unternehmen einfach zu gut." Mit den Warnstreiks soll es morgen in Berlin bei BMW weitergehen.Bosch, Siemens-Hausgeräte und andere Unternehmen kommen, so plant es die IG Metall, im Laufe der Woche dran.

KATHARINA VOSS

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