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Wirtschaft: Die Konzernspitzen werden grau

Der typische Aufsichtsratschef ist 66 Jahre alt

Düsseldorf - Zumindest die Führungsetagen in Deutschlands Konzernen haben das Ziel der Bundesregierung nach Erhöhung des Renteneintrittsalters bereits übererfüllt. Während die Angestellten in den Konzernen des Deutschen Aktienindex (Dax) durchschnittlich 40,5 Jahre alt sind, kommen die Vorstände auf 53 und die Aufsichtsräte auf 57 Jahre. Das ist das Ergebnis einer Recherche in den Geschäftsberichten und einer Umfrage bei den 30 Dax-Konzernen. Lediglich 44,2 Prozent der Arbeitnehmer erreichen nach OECDAngaben in Deutschland das 55. Lebensjahr noch im Beruf. Ganz anders sieht es in Deutschlands Führungsetagen aus. Hier stehen Manager mit Ende Fünfzig auf dem Zenit ihrer Karriere. Der typische deutsche Vorstandschef in einem großen börsennotierten Konzern ist 57 Jahre alt, sein Aufsichtsratschef neun Jahre älter.

Dabei geben sich immer mehr Unternehmen Altersgrenzen für ihre Führungsetagen. Beim Vorstand gilt meist 65 als Obergrenze. Bei Aufsichtsräten sind es 70, 72 oder in einem Fall (Henkel) 75 Jahre. Grundlage ist meistens der 2002 verabschiedete Corporate Governance Kodex. Den Passus, wonach die Firmen für „Top-Manager Altersgrenzen festlegen sollen“, akzeptieren inzwischen alle Unternehmen bis auf Adidas-Salomon. „Altersgrenzen sind sinnvoll, um Platz für Nachrücker zu bekommen, aber auch um die Deutschland AG ein Stück weiter aufzubrechen“, sagt Dieter Unterharnscheidt, Partner bei der Personalberatung Spencer Stuart. Noch immer sind in Deutschland viele Aufsichtsratsmitglieder in mehreren Firmen vertreten und damit untereinander eng verbandelt. Junge Nachrücker könnten das verhindern. Laut Spencer Stuart überschreiten 17 der 30 Dax-Aufsichtsratschefs das gesetzliche Rentenalter von 65, sechs Top-Manager sind 70 Jahre und älter. Unterharnscheidt ist sich deshalb sicher, dass Altersbegrenzungen nicht zu einer Verjüngung der Gremien führen. Allerdings könnten Begrenzungen verhindern, dass „einzelne Personen auf ihren Stühlen sitzen bleiben“.

„Doch für einen wirklichen Umbruch müssten Jüngere in den Vierzigern nachrücken. Das ist aber nicht zu erkennen“, stellt Unterharnscheidt fest. Ausnahmen finden sich nur bei BMW, Henkel, Infineon und der Deutschen Börse, wo zumindest zwei Aufsichtsratsmitglieder von der Kapitalseite jünger als 50 Jahre alt sind. Doch in den meisten Fällen sind die Kontrolleure älter als 60 Jahre.

Bei den Vorstandschefs ist die Lage in der Regel eindeutiger. Zu den wenigen Unternehmen ohne feste Altersgrenzen gehört FMC. Der Pharmakonzern hat mit Ben Lipps (65) den ältesten Vorstandschef im Dax. Ebenso wie bei Thyssen-Krupp – Ekkehard Schulz ist 64 – hat der Aufsichtsrat den Vertrag mit dem Firmenboss bis 2009 verlängert. som (HB)

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