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Wirtschaft: Die Löhne sinken – trotz Aufschwung

Gewerkschaften: Nur Firmen profitieren

Berlin - Die meisten Bürger konnten nicht vom Aufschwung der letzten drei Jahre profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), das zur gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gehört. Die realen Nettoeinkommen der Beschäftigten sind demnach seit 2005 um 3,5 Prozent gesunken. „Trotz eines guten dreijährigen Konjunkturaufschwungs ist die reale Einkommenssituation vieler Haushalte schlechter als zuvor“, heißt es dort.

Neben geringen Lohnsteigerungen hätten vor allem die 2006 gestiegene Mehrwertsteuer und gesunkene Sozialleistungen die Haushalte belastet. Die Summe der Transfers sei binnen drei Jahren um sieben Prozent gesunken. Die Mehrwertsteuer habe zudem bereits vor ihrer Erhöhung um drei Prozentpunkte die Preise deutlich getrieben.

Derartige Reallohnverluste in einem Aufschwung sind dem IMK zufolge neu. Im letzten Boom zwischen 1998 und 2001 seien die Nettolöhne noch um vier Prozent gestiegen. Auch die Beschäftigung sei nicht wesentlich stärker als im letzten Aufschwung gewachsen. Zwar sei die Arbeitslosigkeit deutlich gesunken, dies liege aber an der Alterung der Gesellschaft – das Angebot an Arbeitskräften gehe derzeit zurück, während es beim letzten Aufschwung noch gewachsen sei.

Profitiert von der guten Konjunktur haben dem IMK zufolge dagegen vor allem die Unternehmen. Ihr Bruttogewinn sei um 25 Prozent gewachsen, im letzten Zyklus habe das Plus nur bei fünf Prozent gelegen. Der Grund: Trotz steigender Produktivität hätten die Unternehmen die Preise nicht entsprechend senken müssen. „Der Wettbewerbsdruck aus dem Ausland ist dafür zu schwach gewesen. Dort sind derzeit die Lohnstückkosten viel höher als in Deutschland“, sagte Camille Logeay vom IMK. So hätten die Firmen den Aufschwung für eine Umverteilung zu ihren Gunsten genutzt.fsp

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