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Wirtschaft: Die Net-Generation auf dem Vormarsch: Auto-Zulassung per Mausklick

Die Einrichtung von virtuellen Rathäusern in Deutschland verspricht für die Wirtschaft in den kommenden Jahren ein lukratives Geschäft zu werden. "Bis 2005 rechnen wir mit rund 2,5 Millionen Bürgern, die einen Großteil ihrer Behördengänge via Internet erledigen", sagt Helmut Reimer, Geschäftsführer des Vereins Teletrust.

Die Einrichtung von virtuellen Rathäusern in Deutschland verspricht für die Wirtschaft in den kommenden Jahren ein lukratives Geschäft zu werden. "Bis 2005 rechnen wir mit rund 2,5 Millionen Bürgern, die einen Großteil ihrer Behördengänge via Internet erledigen", sagt Helmut Reimer, Geschäftsführer des Vereins Teletrust. In konservativen Schätzungen veranschlagt der Verein ein Investitionsvolumen von 625 Millionen Mark.

Hauptprofiteure sind Firmen aus der Kommunikations- und Softwarebranche, wie der Chiphersteller Infineon oder das Neue-Markt-Schwergewicht Brokat. Aber auch viele kleinere Unternehmen dürfen auf volle Auftragsbücher hoffen. Brokat-Sprecher Reiner Jung zeigt sich optimistisch: "In fünf Jahren wird die Mehrzahl der deutschen Rathäuser auch virtuell zu erreichen sein." Momentan befinden sich virtuelle Rathäuser aber noch in der Startphase.

Rund 50 Millionen Mark hat der Bund für das Projekt Media@Komm locker gemacht, mit dem das Rathaus der Zukunft gebastelt werden soll. Rund 70 Millionen Mark steuern Kommunen und private Partner bei. Auto-Zulassung, Wohnungsanmeldung oder Nahverkehrsticket via Internet - das ist seit Herbst dieses Jahres erst in Bremen, Esslingen und dem Städteverbund Nürnberg drin.

Damit sich Behördengänge auch vom heimischen Schreibtisch aus erledigen lassen, müssen sich internetwillige Bürger Chipkarten und Lesegeräte für ihren PC zulegen. So können sie beispielsweise eine KFZ-Zulassung beantragen, die elektronisch unterschrieben und per Geldkarte bezahlt wird. Für die reibungslose Kommunikation sorgen Soft- und Hardwareprodukte. Brokat, zum Beispiel, liefert seine Plattform Twister, die als Verbindungskanal zwischen Bürger und Behörde fungiert.

Die bisherigen Fortschritte beim virtuellen Rathaus sind allerdings eher ernüchternd. In Bremen, wo das Projekt Anfang September Deutschland-Premiere feierte, kann das Angebot nur in sehr beschränktem Maße genutzt werden: Erst bei 15 Dienstleistungen können sich rund 250 Bremer den Gang zum Amt schenken. Mehr Lesegeräte für Chipkarten sind bisher noch nicht verfügbar. Die Bremer hoffen auf Abhilfe: "Der Hersteller vertröstet uns von Woche zu Woche", sagt Kerstin Sprock vom Bremer Online Service. Um Weihnachten sollen aber 600 Lesegeräte im Umlauf sein.

Wenn 2002 rund 70 Dienstleistungen der Kommune via Internet abrufbar sind, können allerdings erst 10 000 Bremer das virtuelle Rathaus nutzen. Für eine größere Verbreitung fehlt der Kommune das Geld. Für rund zehn Mark erhalten sie eine Signaturkarte, für 20 Mark ein Lesegerät. Im Einkauf kostet beides zusammen rund 300 Mark. "Sobald mehrere Kommunen umrüsten, werden die hohen Einkaufspreise sinken", sagt Teletrust-Geschäftsführer Reimer.

Die Vorteile des Projekts liegen auf der Hand: Die Kommunen können Personal einsparen, Bürger ersparen sich lästige Wartezeiten. Ein Schub für das Projekt Media@Komm wird in Kürze auch aus Berlin erwartet: Mit einer Novelle des Signaturgesetzes macht die Bundesregierung den Weg frei für eine leichtere Handhabung der Unterschrift per Chipkarte, die bereits seit 1997 in Deutschland gesetzlich erlaubt ist. Auch wenn das virtuelle Rathaus seinen Siegeszug bald antreten sollte, in einem ist sich Busso Grabow vom Deutschen Institut für Urbanistik sicher: "Virtuelle Hochzeiten wird es auch in Zukunft nicht geben."

Ansgar Siemens

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