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Wirtschaft: Die Net-Generation auf dem Vormarsch: Internet-Surfen in der Kaufhaus-Etage

Internet-Firmen sind oft schwer greifbar, was in ihrer virtuellen Natur liegt. Zumindest das ist bei der Münchner Easy-Everything GmbH anders.

Internet-Firmen sind oft schwer greifbar, was in ihrer virtuellen Natur liegt. Zumindest das ist bei der Münchner Easy-Everything GmbH anders. Mitte Oktober hat der deutsche Ableger der britischen Holding Easy Group am Münchner Hauptbahnhof seine erste Zweigstelle in Deutschland eröffnet und ist damit auch in der realen Welt existent. Der auf zwei Etagen mit 550 Terminals ausgestattete Internetshop ist nach Angaben von Easy-Sprecherin Andrea Mettenberger sogar der größte in der Bundesrepublik. Am 16. Dezember wird eine zweite Filiale in Berlin eröffnet, die aber etwas kleiner sein wird als das Geschäft in München.

Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der billigste Anbieter für alle, die von unterwegs E-Mails senden oder im Netz surfen wollen. Für zwei Mark können Besucher "zwischen zwanzig Minuten und fünf Stunden im Internet surfen", sagt der Berliner Geschäftsführer Konrad Tadesse - abhängig davon, wie groß die Auslastung der Arbeitsplätze ist. In der Stoßzeit zwischen 15 und 22 Uhr ist das Surfen am teuersten, in den frühen Morgenstunden, wenn wenig los ist, entsprechend günstiger, sagt Unternehmenssprecherin Mettenberger.

Den ersten seiner bislang elf Internetshops hat Easy-Everything erst im Juni 1999 in London eröffnet. Bis Ende des Jahres plant das Unternehmen eine Verdoppelung auf weltweit 22 Standorte. Die neue Filiale am Kurfürstendamm wird auf über 800 Quadratmetern 350 Internet-Plätze anbieten. Großstädte wie Hamburg, Frankfurt oder Köln seien weitere Kandidaten, sagt Mettenberger, ohne aber genaue Angaben zu den weiteren Plänen zu machen.

Das Jungunternehmen setzt bei der Kundschaft auf die "Net-Generation". Das sind nach internen Erkenntnissen vor allem 18- bis 35-jährige Studenten, Touristen oder Geschäftsreisende, die vom eigenen Internetzugang getrennt sind und online einkaufen, spielen oder nach Jobs suchen wollen. Auf sie gründet die Hoffnung, dass in der Bundesrepublik und anderen Länder eine ganze Kette von Easy-Everything-Internetshops entsteht. 2001 wird sie laut Firmenplanung bereits rund 60 Standorte umfassen. Jede neue Filiale kostet zwischen eineinhalb und sechs Millionen Mark, sagt der Londoner Easy-Manager James Rothnie. Mitfinanziert würden diese Investitionen von einer Wagniskapitalgesellschaft und Partnern wie Hewlett Packard, die die Technik für die Easy-Internetläden beisteuern.

Als Privatunternehmen hat die Easy-Gruppe, die auch einen Online-Autovermieter, eine Fluglinie und einen Finanzdienstleister umfasst, derzeit noch keinen Zugang zur Börse. Alleiniger Eigentümer und Gründer ist der 33-jährige griechische Reedersohn Stelios Kaji-Ioannou, der mit seiner nur per Internet erreichbaren Fluggesellschaft Easyjets Ltd gerade in London an die Börse gegangen ist. Auch die Internetshops mit ihren im September europaweit insgesamt 1,25 Millionen Kunden und pro Filiale 30 bis 45 Angestellten könnten binnen eines Jahres börsenreif sein, schätzt Rothnie. Eine lange Verlustphase befürchtet Easy-Everything nicht. Immerhin setze eine etablierte Filiale per anno bis zu acht Millionen Mark um und erreiche - bei rund 5000 Kunden pro Tag - die Gewinnzone in der Regel drei bis vier Monate nach Eröffnung.

tmh

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