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Wirtschaft: Die neuen Reichen: "Die Eltern sagen: Verdiene dir dein Geld selber". Persönlichkeitstrainer Rieder über Probleme von Unternehmerkindern

Gerold Rieder ist geschäftsführender Gesellschafter der Intes Akademie für Familienunternehmen in Bonn. Herr Rieder, Ihr Institut bietet unter dem Titel "Erfolg durch persönliche Stärke" Seminare für Kinder aus Unternehmerfamilien an.

Gerold Rieder ist geschäftsführender Gesellschafter der Intes Akademie für Familienunternehmen in Bonn.

Herr Rieder, Ihr Institut bietet unter dem Titel "Erfolg durch persönliche Stärke" Seminare für Kinder aus Unternehmerfamilien an. Warum fehlt es den Sprösslingen der Reichen an Selbstbewusstsein?

Zum einen haben Unternehmerkinder die gleichen Probleme wie alle anderen Jugendlichen: Prüfungsangst, Leistungsdruck. Vielleicht leiden die Kinder der Reichen darunter aber noch mehr als andere, weil sie sehr erwartungsvolle Eltern haben. Die wollen gute Noten und gute Leistungen sehen - und das möglichst schnell.

Welche Probleme haben Unternehmerkinder, die andere Kinder nicht haben?

Neid. In unserer Gesellschaft gibt es eine negative Einstellung zum Unternehmertum. Gerade in ländlichen Regionen werden Unternehmerkinder häufig als Bonzenkind abgestempelt. Sie haben oft mit falschen Freunden zu kämpfen, die darauf hoffen, vom Reichtum zu profitieren oder die sich einfach gerne in diesen "besseren" Kreisen bewegen. Solche Kinder haben oft das Bedürfnis, mit Gleichgesinnten zu sprechen.

Kommen die Kinder freiwillig zu ihnen oder sind die Eltern die treibende Kraft?

Die Kinder kommen in aller Regel selber gar nicht auf die Idee, sich mit ihrer Persönlichkeit zu beschäftigen. Es sind die Eltern, die uns ihre Sprösslinge schicken. Die Kinder kommen oft ungern, das muss ich dazu sagen. Ich hatte einen Fall, wo der Vater - ein erfolgreicher Manager - seinen 16jährigen Sohn zu uns brachte, der viel lieber segeln gehen wollte. Er hat die Unterlagen wieder weggeschmissen und musste in einem zweiten Anlauf zum Seminar bewegt werden. Später war er ganz begeistert.

Empfinden es die Kinder denn als unangenehm, privilegiert zu sein?

Sie wollen sich nicht verstecken, nur weil sie mit den Eltern zum Beispiel tolle Ferienreisen machen, die andere sich nicht leisten können. Aber es ist ein Irrtum zu glauben, die Reichen lebten nur in Saus und Braus und alles falle ihnen in den Schoß. Es ist in vielen Fällen anders. Es gibt Kinder aus sehr wohlhabenden Unternehmerfamilien, die gerade, weil ihre Eltern reich sind, zum Beispiel kein Handy haben oder es nicht bezahlt bekommen. Die Eltern sagen: Verdiene dir dein Geld selber.

Was erhoffen sich die Eltern von Ihrem Seminar?

Die Eltern erwarten, dass wir den Kindern einen Erfahrungsaustausch mit Gleichaltrigen gleicher Herkunft ermöglichen. Und dass wir Expertentipps geben, wie sie schneller persönlich stark werden, wie sie Ausstrahlung bekommen. Die Eltern wollen gut ausgebildete, selbstständige Kinder. Kinder, die eigene Entscheidungen treffen können. Dabei haben viele Eltern natürlich das Thema der Unternehmensnachfolge im Hinterkopf. Die Kinder sollen schließlich später einmal das elterliche Unternehmen übernehmen. Kurzum: Sie sollen genauso starke Persönlichkeiten werden, wie sich die Unternehmerväter selbst sehen.

Ihr Seminar soll Kindern der Reichen die Qualitäten von Sportlern und Managern vermitteln. Welche Qualitäten sind das?

Wir fassen diese Qualitäten zusammen unter der Leitidee des Selbstentwicklers. Das ist jemand, der in schwierigen Situationen wächst. Wir gehen nicht davon aus, dass jeder alles kann, wenn er es sich nur gut genug vorstellt. Aber wir wissen, dass man über sich hinauswachsen kann, wenn man sich mehr zutraut als bisher. Das betrifft natürlich nicht nur die Kinder von Unternehmern. Unser Seminar könnte genauso für Beamtenkinder oder Kinder von Arbeitern konzipiert werden. Wir haben uns aber auf die Unternehmerfamilien spezialisiert.

Welche Kriterien muss ein Unternehmen erfüllen, damit die Kinder bei ihnen teilnehmen können?

Wir orientieren uns an Familienunternehmen ab zehn Millionen Mark Umsatz. Das sind unsere Stammkunden. Wir haben es zu tun mit traditionell erfolgreichen Familienunternehmen - hauptsächlich aus der Old Economy. Unternehmen aus der New Economy sind bei uns noch die Ausnahme, weil es meist eben noch keine klassischen Familienunternehmen sind.

Wissen die Kinder nach ihrem Seminar, ob sie durch ihr Geld begeistern oder durch ihre Persönlichkeit?

Die Kinder wachsen auf jeden Fall. Ein zweitägiges Seminar kann Einstellungen verändern und Tipps geben. Daran arbeiten muss man dann selbst. Unternehmerkinder stehen unter einem großen Erfolgsdruck. Wenn sie heute einen 16-Jährigen mit einem großen Unternehmen konfrontieren und der Vater sagt, bereite dich schon einmal auf meine Nachfolge vor, dann kann der Jugendliche damit gar nicht umgehen. Da können wir helfen.

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