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Wirtschaft: Die Ölkonzerne verteuern den Sprit: Super bei 2,10 Mark - Automobilindustrie lädt Bundesregierung zu Gesprächen ein

Nach den freien Tankstellen haben am Mittwoch die großen Ölkonzerne ihre Benzinpreise erhöht. RWE-DEA, Esso, Aral und die Deutsche Shell verteuerten Normalbenzin auf 2,05 Mark und Diesel auf 1,55 Mark je Liter.

Nach den freien Tankstellen haben am Mittwoch die großen Ölkonzerne ihre Benzinpreise erhöht. RWE-DEA, Esso, Aral und die Deutsche Shell verteuerten Normalbenzin auf 2,05 Mark und Diesel auf 1,55 Mark je Liter. Super ist jeweils fünf Pfennig teurer als Normalbenzin, kostet also 2,10 Mark. Wegen des existenzbedrohenden Kostenanstiegs auf dem Benzinmarkt hatten die freien Tankstellen am Dienstag erstmals mehr für den Liter Kraftstoff verlangt als die großen Konzerne. "Es gibt keinen besseren Beweis für die Notlage als das Vorangehen der freien Tankstellen", sagte der Shell-Sprecher Rainer Winzenried am Mittwoch in Hamburg. Der Preiskampf an den Tankstellen seit Mitte März hat die Branche bislang rund eine Milliarde Mark gekostet. Als Auslöser gilt die DEA mit ihrer Rabattkarte "Payback", was sie allerdings bestreitet.

"Die Erlössituation ist nach wie vor völlig unbefriedigend", sagte der Sprecher von RWE-DEA, Harald Graeser. Nach seinen Angaben waren die Benzinpreise seit der letzten Preisanhebung in der vergangenen Woche wieder um zwei bis drei Pfennig zurückgegangen. Der Aral-Sprecher Detlef Brandenburg verwies darauf, dass der Verkauf an der Zapfsäule immer noch nicht die Kosten decken könne. Die Kraftstoffpreise seien nicht im gleichen Maße gestiegen wie die Produktpreise auf dem internationalen Markt. Der Opec-Rohölpreis liegt derzeit bei fast 30 Dollar je Barrel.

Angesichts steigender Spritpreise und sinkender Verkäufe lädt die Automobilindustrie Bundesregierung und Ministerpräsidenten zu Gesprächen über Automobilfragen einschließlich der Öko-Steuer ein. Präsidium und Vorstand des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) sähen mit Sorge, "dass die dramatisch gestiegenen Belastungen zunehmend zur Verunsicherung bei den Automobilkunden führen", heißt es dazu in einer Mitteilung des VDA vom Mittwoch. Der VDA begrüße die über die Parteigrenzen hinweg vorgetragene Forderung nach Aussetzung der Ökosteuer.

Der Export habe sich im Mai als eigentliche Stütze der Produktion erwiesen, während die Schwäche des Inlandsmarktes angedauert habe, so der VDA. Maßgeblich für das Klima dieser Kaufzurückhaltung im Inland seien der hohe und vergleichsweise junge Gebrauchtfahrzeugbestand und "in zunehmenden Maße die durch Dollarkurs und Rohölverknappung gestiegenen Kraftstoffpreise sowie die Verteuerungswirkung durch die beiden ersten Stufen der Öko-Steuern". Inzwischen entfielen rund 70 Prozent des Benzinpreises auf Steuern. Damit liege die Bundesrepublik bei der Steuerbelastung von Kraftstoffen in Europa in der Spitzengruppe. Die VDA-Spitze werte die Initiative zur Einberufung eines Autogipfels als Zeichen der Besorgnis, das diese Schlüsselindustrie wegen der derzeitigen Entwicklung Schaden nehme. Damit bezog sich der VDA auf eine Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU). Der hatte am Dienstag erklärt, eine Krise der Auto-Industrie hätte dramatische Folgen und einen "Autogipfel" mit dem Bundeskanzler, den Autobauern und den Autoländern gefordert. Jeder sechste Arbeitsplatz in Deutschland hänge von der Branche ab.

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