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Eine Frau mit einem Kopfhöhrer betrachtet auf der Hannover-Messe Symbole eines Briefs, die für den E-Post-Brief der Deutschen Post stehen.

© picture alliance / dpa

Die Post als Start-up: Neue Produkte aus Berlin

Die Deutsche Post lässt in Berlin neue Produkte entwickeln – und tut dabei so, als wäre sie ein Start-up.

Auch wenn es nur gut 600 Kilometer sind – zwischen dem gläsernen Posttower in Bonn und dem alten Backsteinbau in der Friedrichshainer Ehrenbergstraße liegen Welten. In Bonn sitzt die Konzernzentrale mit 2000 Leuten, in Berlin eine kleine Entwicklereinheit. Sie alle arbeiten für die Deutsche Post. Aufgabe der Berliner E-Post Development GmbH ist es, neue digitale Produkte zu bauen. Vor genau einem Jahr hat das Team die Arbeit aufgenommen. Die hellen Großraumbüros sehen so aus wie in jedem anderen Start-up, und an den Wänden hängen die gleichen weißen Tafeln, auf denen die farbigen Zettel mit den Aufgaben für die nächsten Tage kleben.

„Die Entwicklung in agilen Teams entspricht einer anderen Kultur als in einem großen Konzern, aber beide Denkweisen befruchten sich gegenseitig“, erklärt Ralph Wiegand, der normalerweise in Bonn sitzt und dort das Geschäftsfeld E-Post leitet. „Im Konzern legen wir längerfristige Strategien fest“, sagt er. „Für die agile Entwicklung digitaler Produkte haben wir eine eigenständige Einheit gegründet – mit flacher Hierarchie und klaren Projektzielen.“ Der Standort Berlin sei dafür perfekt. „Er spiegelt genau das wider, was wir wollen“, sagt Wiegand. „Eine dynamische Gründerszene, die fähige Entwickler aus der ganzen Welt anzieht.“ Nur hier könne man in der gebotenen Schnelligkeit online basierte Produkte entwickeln.

Der E-Postbrief soll bald aufs Smartphone kommen

Dabei ist nicht nur der Anspruch an die Entwicklungsgeschwindigkeit hoch, auch die Qualität muss stimmen. Seit drei Jahren ist der E-Postbrief auf dem Markt, er soll das Versprechen der Post für eine zuverlässige und vertrauliche Kommunikation auch in der Online-Welt einlösen. Das Berliner Team entwickelt neue Produkte rund um den E-Postbrief. „Ein Trend etwa ist Mobilität, dass Sie Ihre sichere E-Mail auch auf dem Smartphone lesen können“, sagt Wiegand. „Oder dass Sie eingehende Rechnungen mit nur einem Klick bezahlen können.“ Auf dem Computer geht das schon, aber an der Smartphone-Anwendung wird noch gearbeitet. „Es ist nicht trivial, eine App so sicher zu machen wie bei einem Browser“, erklärt Wiegand. Im August soll die Bezahl-App fertig sein. Bereits auf der Cebit hat die Post ihren eigenen App-Store angekündigt, das heißt, die Schnittstellen stehen bereit, mit denen auch Entwickler außerhalb der Post an eigenen Anwendungen arbeiten können. „Zunächst sind es vor allem Entwickler für professionelle Anwendungen, mit denen wir zusammenarbeiten“, sagt Wiegand. „Ziel ist es aber, dass Sie Ihre ganze private Korrespondenz in unserem digitalen Büro abwickeln können.“ Seit März kann man zum Beispiel seine komplette Post einscannen und sich aufs Smartphone senden lassen, um auch im Urlaub Zugriff darauf zu haben.

"Inzwischen werden wir auch von Start-ups wahrgenommen"

Aber die Post will nicht nur selbst entwickeln, sondern auch mit Partnern zusammenarbeiten. „Inzwischen werden wir auch von den Start-ups wahrgenommen“, berichtet Wiegand. „Und für die sind wir natürlich interessant, weil wir ihnen Zugang zu unserer Technik und zu mehr als einer Million angemeldeter Nutzer verschaffen können.“ Die Post kooperiert zum Beispiel mit dem Berliner Start-up Barcoo, das eine App entwickelt hat, mit der man Strichcodes einfach scannen und sofort erfahren kann, welche Produktinformationen sich dahinter verstecken. Übernahmen sind derzeit aber nicht geplant. „Wir halten Partnerschaften für attraktiver, weil wir so flexibel bleiben", sagt Wiegand.

Im vergangenen Jahr setzte die Post 20 Millionen Euro mit dem E-Postbrief um, in diesem Jahr sollen es bereits 100 Millionen Euro sein. Im Vergleich zum physischen Brief – er steht für mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz – ist das natürlich wenig. „Ich denke aber, dass dieses dynamische Wachstum bei der E-Post anhalten wird“, prognostiziert Wiegand. Dynamisch wächst auch die kleine Entwickler-Gruppe in Friedrichshain. Inzwischen arbeiten hier mehr als 50 Leute, Ende 2013 sollen es bis zu 80 sein. „Später wollen wir hier bis zu 150 Leute beschäftigen“, erklärt der Manager aus Bonn. Und an Interessenten scheint es nicht zu fehlen. „Von 100 Bewerbern stellen wir zwei ein.“

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