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Wirtschaft: Die Post strafft ihre Führung

DHL-Express soll reiner Paket- und Kurierdienst werden / Attraktivere Struktur für Finanzinvestoren

Düsseldorf - Mit der Neuordnung ihrer Führungsstruktur und der Straffung des Geschäfts reagiert die Deutsche Post auf ihre Probleme in der Paket- und Express-Sparte. Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel reduziert ferner den Vorstand des Konzerns von derzeit neun auf acht Mitglieder. Der zuletzt glücklose Europa-Chef von DHL-Express, Peter Kruse, scheidet aus und wird Sonderbeauftragter Zumwinkels. Das weltweite Expressgeschäft wird dann künftig nur noch von einem Vorstandsmitglied anstatt einer Doppelspitze geführt: dem Australier John Mullen. Er war bislang Übersee-Chef von DHL-Express.

Aus DHL-Express soll wieder ein reiner Kurier- und Paketdienst werden. Das Speditionsgeschäft per Lkw mit einem Umsatz von zuletzt vier Milliarden Euro wird der Logistiksparte zugeschlagen. Sie leitet künftig John Allan. Der sitzt seit Anfang des Jahres im Vorstand der Post und kam vom britischen Milliardenzukauf Exel. Gleichzeitig verbessert die Abspaltung des margenschwachen Landverkehrs die Rendite des Expressgeschäfts. Im ersten Halbjahr betrug sie bescheidene 0,1 Prozent. Angepeilt wird das Niveau der Wettbewerber – und das sind mindestens fünf Prozent.

Analysten und Logistik-Experten begrüßen die Neuausrichtung, auch wenn die Aktie am Freitag an der Börse um ein Prozent nachgab, was aber immerhin unterhalb der Verluste des gesamten Marktes lag. „Zumwinkel hat klare Strukturen für die künftige Unternehmensentwicklung geschaffen“, lobte der Unternehmensberater Horst Manner-Romberg im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. Das Nebeneinander geografischer und fachlicher Zuständigkeiten sei hinderlich gewesen. Die Bäume würden aber auch künftig nicht in den Himmel wachsen, meinte Holger Bosse von Helaba Trust mit Blick auf den Aktienkurs, der zuletzt bei 20,63 Euro lag. An den Problemen des Konzerns im Expressgeschäft ändere sich nichts, insbesondere in den USA bleibe die Situation schwierig. Auf dem nordamerikanischen Markt schreibt DHL seit längerem Verluste.

Dennoch, so glauben jedenfalls Branchenkenner, werde die Deutsche Post zu einem noch interessanteren Ziel für internationale Finanzinvestoren und Fonds. Alle Sparten – also Briefgeschäft, der Express, die Logistik und die Finanzdienste – seien nun sauber geordnet und damit womöglich leicht zu zerlegen. Analysten hatten unlängst vorgerechnet, dass die Post in Einzelteilen mehr wert ist als in der Summe.

In der Internationalisierung des Managements sehen Analysten zudem eine Vorentscheidung im Rennen um die Nachfolge Zumwinkels, dessen Vertrag Ende 2008 ausläuft. „Der nächste Post-Chef ist vielleicht kein Deutscher mehr,“ sagte Per-Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz dem „Handelsblatt“.

Trotz der Neuordnung will die Post ihre Ergebnisprognose für das laufende Jahr nicht nach oben korrigieren, bestätigte ein Sprecher auf Anfrage. Auf Dauer wird aber von der „erstmaligen“ Zentralisierung des Frachtgeschäfts ein starkes Umsatzplus erwartet.

Noch Anfang dieser Woche wird auch die zweite Managementebene mit den DHL-Regionalchefs für Europa und USA unter der Führung von John Mullen neu besetzt. Claude Béglé, DHL-Express- Chef von Deutschland, der erst 2005 von der französischen La Poste abgeworben worden war, soll dem Vernehmen nach nicht dazugehören. Neu geschaffen wird schließlich noch die Position eines Fracht-Managers in der Logistik unterhalb von John Allan. HB

Axel Granzow

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