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Wirtschaft: „Die Preise werden nicht gesenkt“

DBA-Eigner Hans Rudolf Wöhrl über Gewerkschaften, den Preiskampf am Himmel und seine Börsenpläne

Herr Wöhrl, vor einem Jahr haben Sie die marode DBA für einen Euro gekauft. Haben Sie die Wende geschafft?

Ja. Das laufende Geschäftsjahr werden wir Ende März 2005 mit einer schwarzen Null oder sogar einigen Hunderttausend Euro Gewinn abschließen. Nach 63 Millionen Euro Verlust 2003 ist das doch nicht schlecht. Immerhin haben wir dank unseres Sparprogramms jetzt über 30 Millionen Cash in der Kasse.

Wie haben Sie das geschafft?

Es ist uns geglückt, eine komplett neue Kostenstruktur aufzubauen. Am Anfang standen wir noch wie die Blinden im Nebel, denn British Airways (BA) hatte zwar die DBA-Tickets billiger verkauft, aber die Kosten nicht angepasst. Wir dagegen haben im vergangenen Jahr 40 Millionen Euro gespart – fast acht Millionen allein, weil die Mitarbeiter für ein Jahr auf 20 Prozent ihres Gehaltes verzichtet haben. Wir sind auch viel flexibler geworden.

Was meinen Sie damit?

Jetzt in den Sommermonaten, in denen wir als Fluglinie, die vor allem innerdeutsch fliegt, weniger Passagiere haben, setzen wir Flugzeuge im Charter-Verkehr ein. Also fliegen am Wochenende neun unserer Boeings für Thomas Cook. Acht Prozent unseres Umsatzes macht das Chartergeschäft jetzt schon aus. Bis zu zehn Prozent könnten es werden.

Werden jetzt am 1. Juli alle Gehälter wieder steigen?.

Ja, ab 1. Juli treten die alten Arbeitsverträge ohne Einschränkung wieder in Kraft. Die Piloten haben uns allerdings eine Verlängerung eingeräumt: Um ihre Arbeitsplätze in den schwachen Sommermonaten zu sichern, haben sie angeboten, mindestens sechs weitere Monate auf 20 Prozent ihres Gehalts zu verzichten. Ich war wirklich positiv überrascht von den Gewerkschaften. Sie haben uns auch zugestanden, im Charterverkehr die Regeln des Haustarifvertrags außer Kraft zu setzen – um mit Wettbewerbern wie Air Berlin konkurrieren zu können, die gar keinen Tarifvertrag haben.

Im November gab es noch Warnstreiks. Jetzt sind Sie plötzlich mit den Gewerkschaften befreundet?

Jedenfalls gibt es keinen Streit mehr. Als ich den Gehaltsverzicht vor einem Jahr durchsetzen wollte, dachten manche: Der Wöhrl, der ist ein Terminator, der uns Böses will. Inzwischen haben die Mitarbeiter verstanden, dass alles, was wir versprochen haben, auch gekommen ist. Im letzten Jahr ist Vertrauen gewachsen.

Gerade ist Easyjet in den deutschen Markt eingestiegen, der Wettbewerb wird schärfer.

Easyjet ist für uns kein Problem, wir konkurrieren nur auf einer Strecke. Dagegen betreiben die Lufthansa und ihre Tochter Germanwings eine absolut unfaire Preispolitik, vor allem auf der Strecke Köln-Berlin. Wir beobachten das sehr genau. Sobald wir etwas beweisen können, wird es zu einem Schlagabtausch über die Kartellbehörde kommen.

Sie wollen die Preise nicht weiter senken?

Nein. Unser Durchschnittspreis bleibt bei 80 Euro.

Sie suchen einen Investor, um schneller wachsen zu können. Sind Sie schon fündig geworden?

Nein. Wir sind immer offen für Verhandlungen. Aber einen Börsengang der DBA halte ich für die realistischere Variante. Deshalb müssen wir so wirtschaftlich arbeiten, dass wir Gewinne machen. Einen Börsengang könnte ich mir frühestens in zwei bis drei Jahren vorstellen.

Wird die DBA noch weitere Ziele im Ausland anbieten?

Wir schauen uns Auslandsstrecken an, aber keine touristischen Ziele. Und ich denke, dass wir in nächster Zeit auch noch innerdeutsche Strecken im Linienverkehr aufnehmen werden. Eine Strecke könnte Berlin-Frankfurt sein – vorausgesetzt, wir bekommen Landerechte.

Es hört sich an, als würden Sie die DBA noch eine Weile behalten. Gibt es keine Pläne, die Fluglinie weiterzuverkaufen?

Mein Ziel ist, meine Anteile über kurz oder lang auf 50 oder sogar 25 Prozent zurückzufahren. Die Luftfahrt ist eine faszinierende Branche. Aber ich muss sagen: Auf die ersten neun Monate bei der DBA hätte ich lieber verzichtet. Das war schon eine harte Zeit.

Das Gespräch führten Nicole Adolph und Flora Wisdorff.

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