Wirtschaft: DIE QUELLE-MUTTER
Wer heute in einem Quelle-Katalog blättert, findet zwar keine alte Dame im blauen Kleid mit weißen Punkten und Perlenkette mehr. Aber der Name Grete Schickedanz ist noch immer mit dem größten Versandhaus in Europa verbunden.
Wer heute in einem Quelle-Katalog blättert, findet zwar keine alte Dame im blauen Kleid mit weißen Punkten und Perlenkette mehr. Aber der Name Grete Schickedanz ist noch immer mit dem größten Versandhaus in Europa verbunden. Schließlich stand sie 65 Jahre lang an der Spitze des Unternehmens und schied erst mit 82 Jahren aus den Führungs- und Aufsichtsgremien aus - vier Monate vor ihrem Tode im Jahre 1994. Mit ihr hat sich der Fürther Fünf-Mann-Betrieb Quelle zu einer Holding mit weltweit 27 500 Beschäftigten entwickelt.
Normalerweise heiraten sich Männer in einen Betrieb ein. Grete Schickedanz, geborene Lachner, machte es umgekehrt. Sie war die engste Mitarbeiterin von Gustav Schickedanz, der vor dem Krieg eine Großhandlung für Kurz-, Weiß- und Wollwaren führte, aus der 1927 das Versandhaus Quelle entstand. Ein Bombenangriff machte im zweiten Weltkrieg fast alles zunichte, danach verurteilten die Amerikaner den angeblichen Nazi-Unternehmer Schickedanz zum Nichtstun. So begann die unternehmerische Karriere der Grete Schickedanz. Sie eröffnete einen kleinen Textilladen im fränkischen Hersbruck, um die Verbindungen zu den großen Textilfabrikanten zu halten. Schon bald machte Quelle Millionenumsätze. Der Aufstieg war steil, und als Grete Schickedanz im Jahre 1974 neben ihrem Mann in die neu gebildete Gustav Schickedanz Holding eintrat, verbuchte das Unternehmen über 6,4 Mrd. DM Umsatz.
Wer Gustav und Grete Schickedanz kannte, beschreibt beide als charismatische Persönlichkeiten. Ihre Tochter Madeleine Schickedanz hat beide so charakterisiert: " Er hatte die Ideen, sie hat sie umgesetzt." Dennoch schrieb Grete Schickedanz die Geschichte des Unternehmens auch nach dem Tode ihres Mannes mit. Ihre starke Dominanz in der Unternehmensführung ist allerdings immer mehr kritisiert worden, seit das stürmische Wachstum der Quelle Mitte der 80er Jahre sich abzuschwächen begann. Dennoch dürfte niemand die enorme Leistung dieser "größten Kauffrau Europas", wie der Südwestfunk Schickedanz einmal genannt hat, anzweifeln. val
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