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Wirtschaft: Die Region ist erwacht

Das ist das Fazit der Kammern. Die Unternehmer in Berlin und Brandenburg bleiben vorsichtig

Berlin - Das Schlusswort kam bereits nach der Hälfte der Veranstaltung. Joachim Linstedt, Hauptgeschäftsführer der Cottbusser Industrie und Handelskammer (IHK), nutzte die Ankündigung, dass dies für ihn wohl die letzte Präsentation eines IHK-Konjunkturbarometers gewesen sei, für ein Plädoyer. „Wir sind Partner, keine Konkurrenten“, sagte er und sprach sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg aus. So viel Eintracht war letztes Jahr nicht immer zu spüren. Doch im Sommer will Linstedt in den Ruhestand und das anscheinend versöhnlich. Die Zahlen gäben ja keinen Grund zur Klage.

Zwar weisen die am Montag von der IHK vorgelegten Daten einen Rückgang des Konjunkturklimaindex Berlin-Brandenburg von 128 auf 119 Punkte aus. Die vier regionalen IHK-Chefs werten dies jedoch trotzdem als gutes Ergebnis. Der Index wird aus den Angaben zur wirtschaftlichen Lage und Erwartungen von Unternehmern berechnet. „Das ist der zweithöchste Wert der letzten 15 Jahren“, erklärte der Berliner IHK-Geschäftsführer Jan Eder. Sein Fazit: „Der Dornröschenschlaf ist beendet. Die Wirtschaft in der Region ist robust und wird weiter wachsen.“ Zwar lag das Wirtschaftswachstum in Berlin und Brandenburg im vergangenen Jahr mit 1,8 beziehungsweise 2,2 Prozent noch unter dem Bundesdurchschnitt von 2,5 Prozent. Eder zeigte sich jedoch überzeugt, dass die Region bis zum Ende des Jahrzehnts den Anschluss schafft.

Der Rückgang des Index lasse sich mit einer größeren Unsicherheit erklären, deren Ursachen in den gestiegenen Risiken auf dem Weltmarkt zu suchen seien. Insgesamt sähen die befragten Unternehmen ihre derzeitige Situation trotzdem überwiegend positiv, sagte Eder. Von den rund 1400 Unternehmen aus der Region beurteilten 45 Prozent ihre derzeitig Lage als gut, 43 Prozent als befriedigend. Ähnlich sieht es bei der Zukunftsprognose aus. Während rund 23 Prozent für die Zukunft bessere Geschäfte erwarten und 60 Prozent von gleichbleibenden Bedingungen ausgehen, rechnen nur 17 Prozent mit einer Verschlechterung. Auffällig ist, dass sich die Berliner Unternehmer in allen Bereichen deutlich optimistischer als ihre Kollegen im Umland äußerten.

Nach Ansicht von Gundolf Schülke, IHK-Chef Ostbrandenburg, zeigen sich die optimistischen Erwartungen besonders bei der Investitionsbereitschaft. So gaben 23 Prozent der Befragten an, ihre Aufwendungen in Zukunft steigern zu wollen. 47 Prozent der Befragten gehen von gleichbleibenden Investitionen aus. Ein Großteil der Ausgaben müsse jedoch aufgewendet werden, um den Auflagen der Berliner Umweltzone gerecht zu werden, kritisierte Schülke und fügte hinzu: „Bis 2010 rechnen wir mit Investitionsbedarf in Milliardenhöhe.“ Er ist der Ansicht, die Umweltzone koste unnötig Geld und bringe nichts.

Optimistisch beurteilten die IHK-Chefs auch die Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes. 23 Prozent der befragten Unternehmen hätten angegeben, dass sie die Zahl ihrer Beschäftigten auszubauen. Konkrete Zahlen nannte die Studie jedoch nicht.

Als größte Probleme der Region nannte IHK-Chef Eder Fachkräftemangel und nicht vermittelbare Ausbildungsplatzsuchende. „Wir haben kein Quantitäts-, sonder ein Qualitätsproblem“, sagte er. Das große Problem der Zukunft sei es, offene Stellen „überhaupt halbwegs adäquat besetzen zu können“. Derzeit würden 27 Prozent der Stellen in der Region nicht besetzt, weil geeignete Kräfte fehlten. mho

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