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Wirtschaft: Die reichen Rentner werden teilen müssen

Die Senioren gehören zu den Verlierern des Umbaus

Bei den meisten Gegnern der neuen deutschen Reformpolitik ist es nur das diffuse Gefühl, sie könnten zu den Verlierern gehören, das sie zum Widerstand treibt. Nur eine Gruppe ist sich schon jetzt sicher, dass sie überhaupt nichts Gutes erwarten kann: die Rentner. Die Senioren wissen, dass sie bei der Gesundheitsreform stärker belastet werden als bisher. Und sie fürchten zu Recht, dass sie bei künftigen Rentenanpassungsschritten Abstriche machen müssen. So findet beispielsweise SPDFraktionschef Franz Müntefering öffentlich, dass die Rentner einen „weiteren Beitrag“ zur Sicherung des Systems leisten sollen.

Im Namen von mehr Generationengerechtigkeit versucht die Bundesregierung vor allem die gutverdienenden unter den Rentnern künftig stärker für die Finanzierung der Sozialversicherungssysteme zur Kasse zu bitten. Und zwar aus Angst vor den Protesten der Rentner, der älteren Wähler und der Sozialverbände möglichst so, dass sie es nicht sofort merken. Schließlich kann ohne die Stimmen der Rentner schon heute keine Wahl mehr gewonnen werden. So ist zwar in diesen Tagen von Neujustierungen bei der Rentenversicherung die Rede, gemeint ist eine neue Rentenformel. Im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform heißt es, die Rentner sollen einen fairen Beitrag leisten. Gemeint ist, dass auch sie mehr bezahlen sollen.

Kompensation fürs Krankengeld

Geplant ist beispielsweise, dass die Ruheständler eine Kompensation zahlen sollen, wenn die berufstätigen Versicherten künftig ihr Krankengeld privat versichern müssen. Obwohl Rentner natürlich nie mehr von Krankengeld profitieren werden, sollen sie trotzdem einen entsprechenden Beitrag beisteuern. Die Gesundheitspolitiker nennen das eine „faire Spende“. Dasselbe gilt für die Zuzahlungsmodelle und Selbstbehalte: Sie belasten vor allem diejenigen, die häufig zum Arzt müssen und regelmäßig Medikamente brauchen. Und das sind neben chronisch Kranken – für die es aber beitragsmindernde Chroniker-Programme geben soll – nun einmal die Alten. Die Sozialpolitiker finden auch das fair: Schließlich zahlen die Rentner nur für rund vierzig Prozent ihrer Arzt-, Krankenhaus- und Medikamentenrechnungen auch Beiträge ein. Den Rest übernimmt die Solidargemeinschaft. Das aber sei aber bei einem Teil der Rentner überflüssig. Denn fast ein Viertel aller Rentner mit gehobenem Einkommen zahlt heute freiwillig einen Generationenausgleich, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung herausgefunden: Fast 440 Euro überweisen diese Senioren im Monat an ihre Kinder und Enkel. Und von diesem Transfers will der Staat jetzt auch profitieren. mfk/uwe

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