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Wirtschaft: Die Rückkehr der Klassiker

Mit Fonds behalten Anleger langfristig einen Fuß in der Börsentür – Profis raten von neuen und teuren Produkten ab

GELD ANLEGEN OHNE STRESS – FONDS FÜR ALLE

Den Besuchern des Berlin-Dahlemer Bratwurstfests wurden am vergangenen Wochenende nicht nur Thüringer vom Holzkohlegrill gereicht – sondern auch Investmentfonds. Templeton, die größte Fondsgesellschaft der Welt, hatte zwischen Würstchenbude und Streichelzoo einen Infostand aufgebaut. Interessierte konnten sich hier über die Entwicklung der milliardenschweren Fonds des US-Unternehmens informieren – oder gleich zuschlagen.

Ungewöhnliche Vertriebsmethoden? Keineswegs. Die Fondsbranche rührt die Werbetrommel wieder, wo sie kann. Weltweit steigende Aktienkurse haben das Interesse der Privatanleger neu geweckt. Die Investmentbranche wittert nach drei Jahren Baisse wieder das große Geschäft. Die Hoffnung ist nicht unbegründet: Die übertriebenen Bewertungen der Börsen während des Internet-Hypes scheinen bereinigt zu sein. Wer nicht schon eingestiegen ist, überlegt, ob sich der Wertpapierkauf wieder lohnt.

Fonds sind dabei vor allem für kleine Investoren ein geeignetes Vehikel, um an den Kapitalmärkten einkaufen zu gehen. Allein im August vertrauten Anleger der deutschen Fondsbranche 1,6 Milliarden Euro frisches Geld an. Dabei zeigten sich die Sparer trotz der boomenden Börsen noch vorsichtig: Besonders gefragt waren Rentenfonds und Offene Immobilienfonds. Aktienfonds standen nur auf Platz drei der Beliebtheitsskala. Obwohl diese Zurückhaltung kurzfristig angebracht ist – viele Experten trauen dem Dax in diesem Jahr keine großen Sprünge mehr zu –, ist sie langfristig nicht sinnvoll.

„Gar keine Aktien zu haben, ist genauso falsch, wie sein Vermögen allein auf Aktien zu setzen“, sagt Stephan Kühnlenz, Geldanlagespezialist der Stiftung Warentest. Wer sein Vermögen langfristig aufbaue und das Kapital für zehn bis 15 Jahre nicht brauche, müsse „an der Börse einen Fuß in der Tür haben“. Doch welcher Fonds ist der richtige? Was passiert mit den Verlustbringern, die noch im Depot liegen? Und was ist von den Neuheiten zu halten, die jetzt auf den Markt kommen? „Es wird viel alter Wein in neuen Schläuchen verkauft“, glaubt Ferdinand Haas, Vorstand des Verbunds unabhängiger Finanzdienstleister BCA AG.

Klingende Namen – hohe Kosten

Zum Beispiel gut klingende Fonds, die den Zusatz „Total Return“ oder „Absolute Plus“tragen und versprechen, immer Gewinn zu machen – ob die Börse steigt oder fällt. Haas: „Früher nannte man das Mischfonds.“ Langfristig, so der Experte, zahle sich eine Anlage in solche Fonds, die auf Renten- und Aktienmärkten gleichzeitig investieren und so genannte Derivate zur Absicherung einsetzen, selten aus. Die Kosten des Fondsmanagements seien zu hoch, die Erträge schwankend und die Transparenz mangelhaft.

Wer sich sicher sein will, sollte sein Depot nach den klassischen Kriterien der Risikostreuung aufbauen. Klaus Nieding, Präsident des Anlegerschutzbundes: „30 Prozent Aktienfonds, 30 Prozent langlaufende Rentenfonds, 30 Prozent mittel- bis kurzlaufende Renten- oder Geldmarktfonds und – wenn man mag – den Rest in spekulative Titel.“

Damit die Auswahl der passenden Fonds nicht zur Qual wird – in Deutschland sind rund fast 8000 Produkte zugelassen – , sollten sich Anleger an Folgendem orientieren:

Größe: „Aktienfonds, die weniger als zehn Million Euro Kapital verwalten, sind nicht zu empfehlen“, sagt Stephan Kühnlenz. Schon bei Volumina von weniger als 50 Millionen Euro – also bei knapp 4000 Fonds auf dem deutschen Markt – ist Vorsicht angebracht. Der Grund: Bei kleinen Fonds stehen dem möglichen Ertrag zu hohe Fixkosten gegenüber. Bei großen Fonds fällt dieser feste Betrag dagegen nicht so ins Gewicht. Allerdings sind die Jumbos, die mitunter Milliardensummen bewegen, nicht so flexibel.

Kosten: Je höher Ausgabeaufschlag und Managementgebühr ausfallen, desto mehr muss der Fonds an Rendite erzielen, damit der Anleger die Kosten wieder einspielt. Doch mit etwas Geschick lassen sich beim Fondskauf Rabatte aushandeln (siehe Kasten). Für eher kurzfristig Orientierte werden so genannte Trading-Fonds angeboten, die geringere Fixkosten verursachen. Aber Achtung: Geschenkt wird den Investoren auch hier nichts.

Performance: Fonds, die in den vergangenen fünf Jahren besser als ein Index oder der Marktdurchschnitt waren, sollten Anleger in die engere Wahl nehmen. Gut ist ein Fonds auch, wenn er weniger stark gefallen ist als der Markt. Anhaltspunkte über die Qualität liefern die großen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Feri Trust oder Morningstar, die Noten für die besten Produkte vergeben.

Management: Ein Fonds kann nur so gut sein wie seine Manager. Um Wertpapiere genau beobachten zu können, muss ein qualifiziertes Research vorhanden sein. Wechseln die Manager, können sich auch Anlagestil und Risiko ändern. Anleger sollten daher nicht nur Prozente, sondern auch Personen im Blick haben.

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