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Wirtschaft: Die Sachsen wollen nicht nachgeben

Metallarbeitgeber lehnen bundesweiten Tarifkompromiss ab/IG-Metall-Vize Huber appelliert an die Vernunft der Firmen

Berlin (alf). Der Tarifstreit in der sächsischen Metallindustrie scheint kaum noch lösbar. Der Verband der Sächsischen Metall und Elektroindustrie (VSME) hat nach eigenen Angaben der IG Metall „ein unterzeichnetes Verhandlungsergebnis zugesandt“. Darin seien alle Regelungen des Pilotabschlusses von Baden-Württemberg enthalten – mit Ausnahme der Einmalzahlung in Höhe von 0,7 Prozent des Lohns. Die IG Metall lehnt das ab, weil dadurch den Beschäftigten in Sachsen „etwa ein Drittel des Erhöhungsvolumens vorenthalten wird“. Wie berichtet, hat die Gewerkschaft für den kommenden Montag Warnstreiks in Sachsen angekündigt. Für Dienstag wurde die Tarifkommission einberufen, um über das weitere Vorgehen zu beschließen. Der zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, forderte die Sachsen am Mittwoch auf, „zu einer Politik der Vernunft zurückzukehren“. Er sprach von „geringer Souveränität und Weitsicht, wenn Sachsen als letztes Tarifgebiet den Tariffrieden weiter stört und Öl ins Feuer gießt“, teilte Huber in Frankfurt (Main) mit. Was die Firmen in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern vertragen könnten, das „verkraften auch die Unternehmen im ostdeutschen Spitzenland Sachsen“.

Dagegen kündigte der sächsische Arbeitgeberpräsident Bodo Finger an, es werde nur dann einen Tarifabschluss geben, wenn er für den Mittelstand „tragfähig“ sei. Finger will zwar 1,5 Prozent mehr Lohn ab 1. März und weitere zwei Prozent ein Jahr später zahlen. Die darüber hinaus in den übrigen Tarifbezirken vereinbarte Einmalzahlung von 0,7 Prozent sollen die Firmen nur dann ausgeben müssen, wenn sie können und wollen. „Wem es wirtschaftlich möglich ist, kann auf freiwilliger Basis auch die Einmalzahlungen übernehmen“, meint Finger. Am 3. März wollen IG Metall und Arbeitgeberverband einen weiteren Verhandlungsversuch unternehmen.

Die Chancen auf eine Einigung werden inzwischen aber auch beim Arbeitgeberdachverband Gesamtmetall als gering eingeschätzt. Es sei denn, Finger würde vom eigenen Vorstand überstimmt. Der umstrittene Sachse verteidigte unterdessen seine Beharrlichkeit: „Freunde und Verhandlungspartner kannten unsere Position von Anfang an. Da kann niemand erstaunt sein, dass wir es auch jetzt so meinen. Wir haben den Abschluss von Pforzheim abgelehnt, weil die Verhältnisse im deutschen Spitzenland Baden-Württemberg und bei uns hier in Sachsen noch weit auseinander liegen“, erklärte Finger seine Haltung. Dagegen appellierte IG-Metall-Vize Huber an die sächsischen Unternehmen, Druck auf Finger auszuüben. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Unternehmen in Sachsen ein Interesse an einem von Verbandsfunktionären geschürten, schwelenden Konflikt haben, während die Wettbewerber das Tarifergebnis längst abgehakt haben.“

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