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Wirtschaft: Die Sanierung des Baukonzerns scheint geglückt - ein Gewinn aber ist noch unsicher

Dass das Unternehmen in Frankfurt (Main) feiert, versteht sich von selbst. Und dass Philipp Holzmann dafür die Alte Oper ausgewählt hat, ist auch klar.

Dass das Unternehmen in Frankfurt (Main) feiert, versteht sich von selbst. Und dass Philipp Holzmann dafür die Alte Oper ausgewählt hat, ist auch klar. Schließlich hat der traditionsreiche Baukonzern eines der Wahrzeichen der Stadt selbst gebaut. Und das sogar zweimal: Von 1873 bis 1878 und, nach dem Zweiten Weltkrieg, beim Wiederaufbau in den siebziger Jahren. Hohe Gäste aus Politik werden am heutigen Mittwoch in Frankfurt nicht erwartet, Vorstandschef Heinrich Binder hat lediglich Geschäftsfreunde und Mitarbeiter geladen. Zwar hat der Konzern die Krise, die ihn 1996 fast in den Konkurs trieb, gemeistert. Aber Holzmann steht 150 Jahre nach der Gründung alles andere als glänzend da. Es ist nicht einmal sicher, ob es im Jubiläumsjahr, wie angekündigt, wieder einen Gewinn gibt. Es wird wohl eher eine "rotgefärbte Null".

Ein genaues Datum für die Gründung des bis zu seiner jüngsten Krise größten deutschen Baukonzerns gibt es nicht. Irgendwann im Jahr 1849 entschloss sich Johann Philipp Holzmann, vom Beruf des Müllers ins Baugeschäft zu wechseln. Der Eisenbahnbau wurde das erste Betätigungsfeld. Anfang des neuen Jahrhunderts zählte der Betrieb bereits rund 12 000 Mitarbeiter. Holzmann tummelte sich in allen Feldern des Baugeschäftes, im Hochbau etwa mit der Alten Oper, im Tiefbau mit schwierigen Tunnels im Schwarzwald und der Beteiligung an der berühmten Bagdad-Bahn oder dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals. Es ging aufwärts - bis zum Zweiten Weltkrieg. "Das dunkelste Kapital der deutschen Geschichte war auch in der Geschichte von Philipp Holzmann eine schwierige Zeit", heißt es im Rückblick des Unternehmens. Die Firma wurde arisiert, wurde in die Nazi-Maschinerie eingespannt, die Männer an der Spitze des Unternehmens widersetzten sich den Vorgaben allerdings auch nicht. Holzmann beschäftigte tausende Zwangsarbeiter. Lange kümmerte sich das Unternehmen wenig um diese Vergangenheit. Heute stellt sich der Vorstand der Verantwortung: Holzmann gehört zu den wenigen deutschen Unternehmen, die sich am Fonds zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter beteiligen.

Nach dem Krieg stieg Holzmann rasch wieder zur Spitze auf, auch international. Allein in Saudi-Arabien realisierten die Frankfurter 50 Projekte im Gesamtwert von über 17 Milliarden Mark. Bis zum Abend des 15. April 1996 galt Holzmann nicht nur als größtes, sondern auch ertragreiches deutsches Bauunternehmen - bei einer jährlichen Bauleistung von 14 Milliarden Mark und weltweit mehr als 47 000 Mitarbeitern. Da teilte der Vorstand überraschend mit, dass für 1995 mit einem Verlust von 360 Millionen Mark gerechnet werden müsse. Am Ende wurde es viel mehr. Bis einschließlich 1998 summierten sich die Verluste auf schätzungsweise mehr als drei Milliarden Mark. Jahrelang hatte der Konzern Aufträge hereingenommen, die sich nicht rechneten. Im sogenannten Projektgeschäft war ein viel zu großes Rad gedreht worden. Die Führungsriege um Vorstand Lothar Mayer und Aufsichtsratschef Hermann Becker musste gehen, die Deutsche Bank, die als Großaktionär die Geschicke entscheidend mitbestimmt hatte, holte Heinrich Binder vom Autozulieferer Kolbenschmidt im Herbst 1997 als Sanierer an die Spitze des Unternehmens. Binder baute verlustträchtige Engagements im In- und Ausland ab, Neuaufträge unterliegen einer strengen Kostenkontrolle. Die Zahl der Beschäftigten ist auf etwa 28 000 geschrumpft. Durch den neuen Kurs rutschte Holzmann zwar vom Auftragsvolumen betrachtet hinter den Dauerrivalen Hochtief zurück. Aber mit der Chance, wieder eine Dividende ausschütten zu können.

Binder gab dem Unternehmen auch eine neue Richtung. Durch den Ausbau der Aktivitäten in den USA mit zwei Tochterunternehmen soll Holzmann zu einem rentablen deutsch-amerikanischen Konzern geformt werden. 1998 sei der Umschwung geschafft worden, sagt Binder. Die Restrukturierung sei planmäßig vorangekommen, die finanzielle Lage habe sich entspannt. Im Jubiläumsjahr sollte eigentlich wieder ein Gewinn die Bilanz zieren. Doch die eigenen Probleme und jene der Baubranche generell lassen das offenbar nicht zu. "Es wird knapper als vor einem halben Jahr gedacht", heißt es heute in der Konzernzentrale. Damit müssen die Holzmann-Aktionäre weiter warten. Auf eine Dividende und auf eine Erholung des Aktienkurses. 1994 wurde das Holzmann-Papier für bis zu 1100 Mark gehandelt, in diesen Tagen steht die Aktie bei etwa 250 DM. Ein Jubiläumskurs ist das nicht.

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