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Wirtschaft: Die Schatten der 35-Stunden-Woche

Von Alfons Frese So richtig geheuer ist die Sache auch der IG Metall nicht. Vergangenen Herbst zauderte die Gewerkschaft noch, weil die Zeiten für kollektive Arbeitszeitverkürzungen vorbei sind.

Von Alfons Frese

So richtig geheuer ist die Sache auch der IG Metall nicht. Vergangenen Herbst zauderte die Gewerkschaft noch, weil die Zeiten für kollektive Arbeitszeitverkürzungen vorbei sind. Insbesondere der Vorsitzende Klaus Zwickel hatte Vorbehalte. Doch nun, nachdem die Forderung einmal beschlossen ist, geht es an die Durchsetzung: die Metaller im Osten sollen 35 Stunden arbeiten. Wie ihre Westkollegen. Damit fallen die Schatten der Vergangenheit auch auf die neuen Bundesländer. Nach einem jahrelangen Kampf erreichte die IG Metall 1995 die 35Stunden Woche; nach Berechnungen der Gewerkschaft brachte das Platz für 300 000 zusätzliche Mitarbeiter; die Arbeitgeber kommen eher zu entgegengesetzten Ergebnissen. In jedem Fall ist in der Wirklichkeit die Arbeitszeit seitdem wieder in Tausenden Fällen erhöht worden – um Kosten zu senken, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und Arbeitsplätze zu sichern. Im Übrigen macht es keinen Sinn, eine Hilfskraft so lange arbeiten zu lassen wie einen Ingenieur. Das weiß auch die IG Metall und akzeptiert zunehmend differenzierte und flexible Arbeitszeiten. Aber auf dem Papier steht eben noch die 35-Stunden-Woche. Und deshalb muss der Osten dem Westen folgen, weil es gleichen Lohn für gleiche Arbeit geben muss. Viele Ostbetriebe können inzwischen 35 Stunden verkraften – und die, die es nicht können, scheren sich sowieso nicht um einen Tarif. Schließlich ist die IG Metall nicht von allen guten Geistern verlassen und strebt einen Stufenplan für weniger Arbeit an. Vor Ende des Jahrzehnts wird es nichts mit der 35-Stunden-Woche. Wenn überhaupt.

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