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Wirtschaft: Die Schmerzgrenze der Diskretion

Von Henrik Mortsiefer Banker müssen sich manchmal auf die Zunge beißen, weil ihr Gewerbe Diskretion bis zur Schmerzgrenze verlangt. Bei der Deutschen Bank wird diese Grenze gerade hart getestet.

Von Henrik Mortsiefer

Banker müssen sich manchmal auf die Zunge beißen, weil ihr Gewerbe Diskretion bis zur Schmerzgrenze verlangt. Bei der Deutschen Bank wird diese Grenze gerade hart getestet. Vorstandschef Ackermann mag partout nichts zu den Spekulationen sagen, er wolle sich die Postbank einverleiben. Gleichzeitig fabulieren einige seiner Aufsichtsräte munter darüber, dass die Bonner Privatkundenbank doch ein lohnendes Kaufobjekt für die Deutsche Bank wäre. Und auch Aufsichtsratschef Rolf Breuer – bekannt für deutliche Worte zur Unzeit – hält nichts von einer „vaterlandslosen Bank“ und plädiert für Zukäufe in Deutschland.

Die Aufforderung des Kanzlers, die deutschen Großbanken mögen doch bitte mit ihren Fusionsbemühungen vorankommen, galt wohl vor allem dem Branchenprimus. Doch Ackermann kann nicht so schnell auf Schröders Appell reagieren, wie der es sich wünscht. Zum einen will sich der Banker bei der Expansion – anders als offenbar Breuer – nicht auf den deutschen Markt festlegen lassen. Zum anderen betont Ackermann stets, die Deutsche Bank wolle organisch wachsen. Heißt: Hektische Großeinkäufe werden vermieden – erst recht, wenn dahinter politische Motive stecken. Zu viel Nachdenklichkeit kann sich aber auch die Deutsche Bank nicht leisten. Unter den großen Geldhäusern der Welt steht sie nur auf Platz 18. Der niedrige Börsenwert ruft gerade nach einem finanzstarken Wettbewerber, der das Institut schlucken könnte. Ist Ackermann also Treiber oder Getriebener? Das Letzte, was er in jedem Fall jetzt brauchen kann, ist eine Interessenkollision mit dem eigenen Aufsichtsrat.

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