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Wirtschaft: Die Schuldenmacher

Griechenland und andere Krisenländer erhöhen ihr Defizit / Deutschland schreibt schwarze Zahlen.

Berlin - Acht der 17 Länder in der Euro-Währungsunion haben unter dem Druck der Schuldenkrise im vergangenen Jahr ihre Defizite gesenkt. Sieben Staaten rutschten noch tiefer ins Minus, während zwei – Österreich und Zypern – unveränderte Daten meldeten. Das teilte am Montag die EU-Statistikbehörde Eurostat mit. Damit vertiefte sich die Kluft zwischen wohlhabenden und den armen Ländern auf dem Kontinent.

Mit Finnland, Estland und Luxemburg sind unter den Absteigern allerdings Länder, die nicht im Fokus der Schuldenkrise stehen. So konzentrierte sich der Blick einmal mehr auf die südlichen Länder: Spanien kommt nun auf ein Defizit von 10,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, im Vorjahr waren es 9,4 Prozent gewesen. In Griechenland waren es 10,0 Prozent nach 9,5 Prozent. Gerechnet hatte die EU-Kommission im Falle Athens mit 6,6 Prozent. Absolut gesehen sank die Verschuldung zwar, aber die desolate Wirtschaftslage zehrte den Sparerfolg auf.

Portugals Neuverschuldung erreichte 6,4 Prozent (2011: 4,4 Prozent). Erwartet hatte Brüssel allerdings nur 5,5 Prozent. „Auch wenn die Zeichen für das Überwinden der Schuldenkrise zunehmend besser stehen, wird die Gesundung der Staatsfinanzen ein langer Prozess sein“, urteilte Claudia Broyer, Ökonomin beim Versicherungskonzern Allianz.

Deutschland erzielte als einziges Euro-Land einen Überschuss von 0,2 Prozent seiner Wirtschaftsleistung, während es im Jahr zuvor noch ein Minus von 0,8 Prozent verzeichnet hatte. Zugleich gewährt die Bundesrepublik anderen Staaten im Rahmen der Krise Kredite von insgesamt rund 56 Milliarden Euro. Das ist der höchste Wert aller 17 Staaten. An zweiter Stelle steht Frankreich mit 42 Milliarden, gefolgt von Italien mit 36,9 Milliarden Euro und Spanien mit 24 Milliarden.

Auch in diesem Jahr dürften die Schulden zumindest nicht steigen. Darauf deuten neue Konjunkturprognosen für Deutschland hin. Die recht gute Stimmung, die wachsende Beschäftigung und die anziehende Nachfrage nach Maschinen und Anlagen „legen nahe, dass sich die Aufwärtsbewegung der deutschen Wirtschaft im zweiten Vierteljahr fortsetzt“, heißt es im neuen April-Monatsbericht der Bundesbank vom Montag. „Dabei könnten Aufhol- und Nachholeffekte eine Rolle spielen, sollte es im ersten Quartal zu spürbaren witterungsbedingten Einschränkungen gekommen sein.“

Bislang sind Auftragseingang und Industrieproduktion nach Einschätzung der Bundesbank nach dem schlechten Schlussquartal 2012 nicht vom Fleck gekommen. Der Konsum sei aber auf einem recht hohen Niveau stabil geblieben, gefördert von der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und steigenden Tariflöhnen.

Es gibt Anzeichen dafür, dass diese Entwicklung weitergeht. Die deutschen Firmen wollen dank steigender Produktion bis Ende 2014 rund 270 000 Jobs schaffen. Das geht aus einer Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 3000 Firmen hervor. 29 Prozent planen demnach, bereits in diesem Jahr neue Mitarbeiter einzustellen. Nur 19 Prozent wollen Personal abbauen. Besonders gut sind die Job-Aussichten laut der Umfrage bei Firmen aus der Dienstleistungs-Branche. Jeder dritte Betrieb will einstellen, nur jeder sechste beim Personal kürzen.

Gleichwohl sieht auch das IW nur eine schwache Konjunktur. Außenhandel und Investitionen zögen nur allmählich an. „Wir bewegen uns im Schlafwagen“, sagte IW-Konjunkturchef Michael Grömling. 61 Prozent der Unternehmen rechneten demnach mit einer anhaltend positiven Entwicklung. In diesem Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt um 0,75 Prozent zulegen, im nächsten Jahr um rund 1,5 Prozent, sagte er. Die führenden Wirtschaftsinstitute, zu denen das IW aktuell nicht gehört, hatten vergangene Woche in einer Prognose für die Regierung Wachstumsraten von 0,8 und 1,9 Prozent vorhergesagt. Am Donnerstag will die Bundesregierung ihre Schätzung vorlegen.

Gezogen wird die Konjunktur dem IW zufolge weiter vom Export. Allerdings veränderten sich die Absatzmärkte: Nur ein Siebtel der Unternehmen sehe anhaltendes Wachstum in Europa, mehr als die Hälfte aber in den Schwellenländern.

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