zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Die Skandale hat Birkel hinter sich gelassen

Die Firmenlegende besagt, daß der Mehl- und Grießhändler Balthasar Stephan Birkel seiner Frau beim Nudelmachen zusah und so auf die Idee kam seine Produktpalette um selbstgemachte Eierteigwaren zu erweitern.Damit begann keine zehn Jahre nach der Gründung der "Produkten- und Mehlhandlung" 1874 in Schorndorf die eigentliche Erfolgsgeschichte des Unternehmens.

Die Firmenlegende besagt, daß der Mehl- und Grießhändler Balthasar Stephan Birkel seiner Frau beim Nudelmachen zusah und so auf die Idee kam seine Produktpalette um selbstgemachte Eierteigwaren zu erweitern.Damit begann keine zehn Jahre nach der Gründung der "Produkten- und Mehlhandlung" 1874 in Schorndorf die eigentliche Erfolgsgeschichte des Unternehmens.An diesem Mittwoch feiert die Birkel Teigwaren GmbH in Waiblingen ihr 125jähriges Firmenjubiläum.

Der Grundstein zur ersten Nudelfabrik in Schondorf wurde 1896 gelegt.Bereits damals produzierte Birkel mit einer Nudelmaschine, die die mechanische Walze und das Nudelholz abgelöst hatte.1902 führte Birkel die erste deutsche Markennudel mit Namen "Victoria" ein.Sieben Jahre später zog das Unternehmen in die damalige Remsmühle nach Endersbach um, wo es bis zum vergangenen Jahr seinen Firmensitz hatte.

Bis in die 80er Jahre galt das Familienunternehmen Birkel Söhne GmbH als bedeutendster deutscher Hersteller von Nudeln.Doch 1985 warnte das Stuttgarter Regierungspräsidium unter anderem vor fünf Produkten der Firma.Nach Gutachten chemischer Untersuchungsanstalten seien diese "mikrobiell verdorben".Auch wenn das Unternehmen die Anschuldigungen, gesundheitsschädliche Produkte auf den Markt gebracht zu haben, von sich wies, der Umsatz brach ein.Birkels Markanteil sank nach dem "Flüssigei-Skandal" von 37 Prozent im Jahr 1984 auf 22 Prozent im Jahr 1989.

Gerichte bestätigten 1990, daß die in den Birkelprodukten festgestellten Milchsäurewerte nicht automatisch auf verdorbene Produkte schließen ließen.Doch das nutzte dem damaligen Inhaber Klaus Birkel nicht mehr viel.Im gleichen Jahr verkaufte er die Firma an den französischen Nahrungsmittelkonzern Danone.

Die Franzosen investierten zwar in die seit 1976 in Mannheim bestehende Produktionsstätte 30 Mill.DM, doch das Stammwerk in Endersbach schlossen sie.270 Arbeitsplätze gingen dort verloren.200 Arbeiter und Angestellte wurden in einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft aufgefangen.70 fanden eine Stelle in der neuen Verwaltung in Waiblingen.

Seit Januar 1999 ist die Birkel Teigwaren GmbH wieder selbstständig.Im Rahmen eines "Management-Buy-Out"-Konzeptes übernahmen die drei Geschäftsführenden Gesellschafter Werner Hildenbrand, Rolf Bausch und Gert von Grandidier, 51 Prozent der Firmenanteile.Eine weitere Mitarbeiterbeteiligung sei geplant, sagen sie.

Seit Januar dieses Jahres werden wieder schwarze Zahlen geschrieben und die Geschäftsführung strebt schon im laufenden Jahr einem Umsatz von 220 Mill.DM an.180 Mill.DM der Erlöse sollen die Teigwaren, 40 Mill.DM Soßen und Fertiggerichte bringen.

In Mannheim werden gegenwärtig 200 Mitarbeiter beschäftigt.Auf sechs Fertigungslinien und mit "der modernsten Spätzleanlage in Europa" wird dort in einem sechs-Tage-drei-Schichten-Modell produziert.Zur Zeit stellt das Werk in Mannheim täglich 220 000 Kilogramm Teigwaren, 80 000 Becher Instantsuppen und 25 000 Gläser Soßen her.

Um das Umsatzziel 1999 zu erreichen, sollen in diesem Jahr zahlreiche Werbekampangen stattfinden, für die das Unternehmen Bruttoausgaben von mehr als 10 Mill.DM veranschlagt."Nachdem wir vor rund zehn Jahren von Skandalen heimgesucht wurden, die das Vertrauen unserer Kunden erschütterten, wollen wir heute wieder an alte Zeiten anknüpfen", gibt sich Werner Hildenbrand zuversichtlich.

SUSANN SCHMIDTKE

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false