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Wirtschaft: Die Späne fallen lassen

Es wird nicht lange dauern, bis der Witz kursiert, dass Enron auf italienisch Parmalat heißt. Doch auch wenn die Manager des italienischen Lebensmittelkonzerns vielleicht eine Buchführung im Stile Enrons zu verantworten haben – der Fall wird wahrscheinlich völlig anders ablaufen.

Es wird nicht lange dauern, bis der Witz kursiert, dass Enron auf italienisch Parmalat heißt. Doch auch wenn die Manager des italienischen Lebensmittelkonzerns vielleicht eine Buchführung im Stile Enrons zu verantworten haben – der Fall wird wahrscheinlich völlig anders ablaufen. Es spricht manches dafür, dass er sich auf einer politischen Ebene abspielen und den Steuerzahler eine Menge Geld kosten wird. Sowohl die Regierung Silvio Berlusconi als auch die EUKommission mit ihrem italienischen Präsidenten Romano Prodi haben bereits Interesse an dem Fall gezeigt. Das ist verständlich. Der Hersteller von Milchprodukten und anderen Lebensmitteln beschäftigt fast 36000 Mitarbeiter in 30 Ländern, Milchviehbetriebe und Lebensmittelgeschäfte hängen von ihm ab. Natürlich müssen die Probleme einer solchen Firma vorsichtig angegangen werden.

Doch leider war schon der Beginn nicht sonderlich glücklich. Berlusconi versprach sofort, dass „die Regierung Maßnahmen ergreifen wird, um dem Unternehmen aus der Klemme zu helfen und die Arbeitsplätze zu retten.“ Brüssel hat zwar zunächst gemahnt, dass Hilfen nur unter strengen Voraussetzungen möglich seien, aber rasch hinzugefügt: „Selbstverständlich sind wir bereit, unseren Beitrag so schnell wie möglich zu leisten.“

Die Lösung des Problems liegt aber nicht in lebenserhaltenden Maßnahmen seitens der Regierung. Die Vorschriften des Insolvenzrechts wurden geschaffen, um ein Unternehmen vor seinen Gläubigern abzuschirmen und es ihm dadurch zu ermöglichen, sich neu zu organisieren und auf eine solide Basis zu stellen. Im Fall Parmalat könnten sie die Betriebsfortführung gewährleisten, bis neue Einkommensquellen aufgetan werden. Hilfe durch die Regierung sollte der letzte Ausweg und nicht die erste Maßnahme sein.

Wenn das, was bei Parmalat passiert ist, strafbar war, sollten die Verantwortlichen schleunigst zur Verantwortung werden. Falsche Angaben zu machen erfüllt in Fällen wie diesem vermutlich den Tatbestand des Betruges, was in jedem modernen Rechtssystem ein strafbares Vergehen ist. Statt Parmalat zu stützen, sollten die Behörden dem Unternehmen die Gelegenheit geben, sich im Rahmen eines Insolvenzverfahrens neu zu strukturieren und die Späne fallen zu lassen, wo sie fallen.

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