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Wirtschaft: Die Spur führt nach Moskau

Der Geldwäscheskandal bei der Commerzbank weitet sich aus

Berlin/Frankfurt/Moskau - Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche bei der Commerzbank ziehen weitere Kreise. Am Dienstag wurde bekannt, dass die Ermittlungen auf sieben Personen ausgeweitet wurden. Nähere Details wollte die zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main nicht nennen. „Es ist ein sehr kompliziertes Firmengeflecht, die Ermittlungen werden mit Sicherheit noch Monate in Anspruch nehmen“, sagte eine Sprecherin.

Die Commerzbank hofft indes auf schnelle Aufklärung, denn sie sieht in Mittel- und Osteuropa eine ihrer wichtigsten Wachstumsregionen. „Wir hoffen, dass das Thema so schnell wie möglich beendet wird“, sagte ein Sprecher. Es könne zwar sein, dass der ein oder andere Mitarbeiter Dinge gemacht habe, die nicht richtig waren, er glaube aber, dass die meisten Kunden sehr genau unterscheiden könnten.

Auf russischer Seite soll der Minister für Telekommunikation, Leonid Rejman, in die Affäre verwickelt sein. Offiziell ist Rejman nur eine Randfigur, inoffiziell gehört er zu den zehn einflussreichsten Politikern Russlands. Der Grund: Ihn verbindet eine enge Freundschaft mit dem russischen Präsidenten Putin. Rejmanankt Petersburg, kennt Putin seit gemeinsamen Tagen in der Stadtregierung von Sankt Petersburg Anfang der 90er Jahre.

Die Gelder um die es bei den Ermittlungen geht, wurden nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft offenbar in ehemals sowjetischen Staatsbetrieben veruntreut und später über die Bermudas und Zypern nach Westeuropa geschleust um dort gewaschen und reinvestiert zu werden. Die Ermittlungen reichen bis 1996 zurück. Damals soll die luxemburgische Firma First National Holding (FNH) die Mehrheitsanteile an der staatlichen Sankt Petersburger Unternehmensholding Telecominvest gekauft haben. Als Verkäufer der sowjetischen Staatsbetriebe agierte deren Manager Leonid Rejman. Putin, damals Vizebürgermeister von Sankt Petersburg und zuständig für Auslandsbeziehungen, soll das Geschäft gutgeheißen haben. Ludmila Putina soll bei Telecominvest in Sankt Petersburg und in Moskau gearbeitet haben.

Die FNH wurde zwar von der Commerzbank treuhänderisch geführt, in Wahrheit soll aber eine Gruppe um Rejman dahinter gestanden habenm in den Westen geschleusten Geld. Später sollen weitere Mittel von einer Firma Eurokapital in Frankfurt verwaltet worden sein. An deren Spitze steht Michael North, langjähriger Commerzbank-Mitarbeiter und erfahren im Osteuropa-Geschäft. North ist zu keiner Stellungnahme bereit. Und Rejman ließ in den russischen Medien erklären: „Die Ermittlungen der deutschen Staatsanwaltschaft betreffen den Minister nicht.“ In Russland laufen bislang keine Ermittlungen gegen Rejman.

Laut Handelsblatt sind wegen der Commerzbank-Affäre vergangene Woche auch in Liechtenstein mehrere Adressen durchsucht worden. Allerdings hätten die Betroffenen noch eine Einspruchsfrist, bis die Unterlagen den deutschen Behörden übergeben werden könnten.

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