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Wirtschaft: Die starke Börse ist eine Stütze für die Konjunktur

Steigende Kurse erleichtern Investitionen und Konsum

Düsseldorf (ost/HB). Der Aktienmarkt entwickelt sich aus Sicht von Volkswirten im neuen Jahr zu einer wichtigen Stütze für die deutsche Konjunktur. „Die Rallye an den Börsen ist von großer Bedeutung für die Realwirtschaft“, sagt Holger Schmieding, EuropaVolkswirt der Bank of America. „Die Aufwärtsentwicklung ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass sich die Konjunktur-Aussichten in den USA und in Europa verbessert haben.“

Auch Michael Heise, Chefvolkswirt der Dresdner Bank, ist überzeugt: „Die Entwicklung an den Aktienmärkten wird zu einer Festigung des Aufschwungs führen.“ Der Kursaufschwung ist mehreren Gründen eine gute Nachrichten für die Konjunktur. Denn die Aktienmärkte laufen der Realwirtschaft erfahrungsgemäß rund sechs Monate voraus. „Die Börsen sind ein wunderbarer Konjunktur-Indikator“, sagt Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank. Daher dürfe man zumindest für die nächsten sechs Monate optimistisch sein. „Für das Gesamtjahr ist aber entscheidend, wie es an den Börsen nach dem ersten Quartal weitergeht.“ Sollte sich die Erholung im gleichen Tempo fortsetzen, werde dies die Konjunktur beflügeln. Allerdings bezweifelt Hüfner, dass es so kommen wird. „Wir rechnen damit, dass die Aufwärtsentwicklung an den Börsen nach dem ersten Quartal zu Ende geht.“

Die Börsenentwicklung wirkt über mehrere Kanäle auf die Realwirtschaft: Erstens beeinflusst die Kursentwicklung das Vermögen der privaten Haushalte – das schlägt auf ihre Konsumlaune durch. Die Dresdner Bank schätzt, dass durch die Kursverluste 2001 und 2002 die privaten Konsumausgaben in Deutschland um jeweils 0,5 Prozent gebremst wurden. Zweitens wird es für Unternehmen leichter, sich an den Börsen durch Neuemissionen oder Kapitalerhöhungen frisches Geld zu besorgen. Zudem verbessert sich bei Kursanstiegen die Lage der Banken, was die Kreditvergabe positiv beeinflusst. Hinzu kommt ein psychologischer Effekt: Höhere Aktienkurse führen dazu, dass die Stimmung in der Gesamtwirtschaft steigt und das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmen in die Zukunft wächst.

Wie stark die Wirkungen genau sind, ist unter Volkswirten umstritten. Fakt ist aber: Die massiven Kursverluste bis ins Frühjahr 2003 waren einer der Gründe für die schwache Konjunktur der vergangenen Jahre. „Ohne den Crash hätte es in Deutschland wesentlich besser ausgesehen“, sagt Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank. Am stärksten schlagen steigende Aktienkurse nach Ansicht von Volkswirten hier zu Lande bei den Unternehmen zu Buche. „Die Finanzierungsbedingungen haben sich durch die Kurserholung deutlich verbessert“, sagt Elga Bartsch von Morgan Stanley. Die Unternehmen hätten es wieder leichter, sich Kapital für neue Investitionen zu beschaffen, meint auch Schmieding von der Bank of America. „Die stimulierende Wirkung der niedrigen Zinsen kommt durch die Erholung an den Finanzmärkten jetzt in den Unternehmen an – das war bis vor einem halben Jahr nicht der Fall.“

Was die Auswirkungen auf den privaten Konsum angeht, sind Ökonomen zurückhaltender. „Die Privatanleger fühlen sich zwar ein bisschen reicher, aber die Erinnerungen an die Kurseinbrüche sind noch zu frisch – daher werden sie zur Vorsicht neigen“, sagt Gabriele Widmann, Volkswirtin bei der Deka-Bank. Heise von der Dresdner Bank sieht das ähnlich: „Die privaten Haushalte werden ihr Ausgabeverhalten kurzfristig nicht spürbar ändern.“

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