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Wirtschaft: Die Stunde der Kritiker (Kommentar)

Die Euro-Schwäche bringt allmählich auch die Deuter in Bedrängnis. Für die klügsten Köpfe der internationalen Ökonomie sind Euro-Interpretationen der neue Sport.

Die Euro-Schwäche bringt allmählich auch die Deuter in Bedrängnis. Für die klügsten Köpfe der internationalen Ökonomie sind Euro-Interpretationen der neue Sport. Die europäische Wirtschaft wächst, die Dynamik der Märkte legt zu, doch zugleich sinkt der Außenwert der Währung von Tag zu Tag. Wie soll man das erklären? Am leichtesten haben es die Fundamentalkritiker. "Der Eurofall ist irrational", sagt der MIT-Experte Paul Krugman. Und beruhigend fügt er hinzu: So etwas passiert; dagegen hilft nur Abwarten und Teetrinken. Das klingt plausibel, hat nur einen Haken. Krugman müsste zumindest die Irrationalität der Finanzmärkte erklären können: Warum investieren die Anleger lieber in Dollar als in Euro, wo doch die europäische Wirtschaft angeblich soviel Potenzial hat? Das jedenfalls ist der Einwand, den Rudi Dornbusch, Krugmans Kollege aus dem MIT-Nachbarbüro, vorbringt. Der Euro wird erst dann wieder steigen, wenn die Märkte mit einer dynamischeren Wirtschaftsentwicklung in Europa als in Amerika rechnen. So gesehen, könnte die Euroschwäche eine gefährlich paradoxe Folge haben: Weil die Export-Industrie vom starken Dollar profitiert, wird in Zentraleuropa der Ruf nach strukturellen Reformen der Arbeits- und Sozialsysteme schwächer. Und - der Euro erholt sich nimmer.

ank

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