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Wirtschaft: Die Talfahrt der Kurse bremst Börsengänge

FRANKFURT (MAIN) .Die Krise an den internationalen Finanzmärkten hinterläßt jetzt erstmals ihre Spuren bei der Neuemission von Aktien.

FRANKFURT (MAIN) .Die Krise an den internationalen Finanzmärkten hinterläßt jetzt erstmals ihre Spuren bei der Neuemission von Aktien.Die Morphosys AG als ein junges Unternehmen der Biotechnologiebranche verschiebt - wie berichtet - ihren für September geplanten Gang an den Neuen Markt.Nach einer Umfrage des "Handelsblatts" unter Konsortialhäusern findet diese Entscheidung in nächster Zeit keine Nachahmer.Die Verschiebung auf einen Zeitpunkt mit einem stabileren Börsenumfeld muß nach der Ansicht von Experten aber auch vor dem Hintergrund der Kursentwicklung der Branche in England und den USA in den letzten Wochen und Monaten gesehen werden.Biotechnologieaktien stießen zuletzt auf wenig Gegenliebe bei den Anlegern und mußten teilweise kräftige Kursverluste hinnehmen.Gerade bei einem sehr erklärungsbedürftigen Unternehmen aus der Biotechnologiebranche könne man aber nicht nur auf deutsche Privatanleger bauen.Ausländische Investoren seien sehr wichtig, um eine stabile Aktionärsbasis aufzubauen, urteilen Akteure.

Aber nicht nur bei kleinen, sehr erklärungsbedürftigen Emissionen ist eine Verschiebung im derzeitigen Umfeld möglich.Vor allem große internationale Börsengänge mit einem Milliardenvolumen können davon betroffen sein.Beispielsweise gehen manche Banker davon aus, daß das für November vorgesehene "Going public" des Investmenthauses Goldman Sachs wohl verschoben wird.Denn auf die Alternative, einen niedrigeren Preis zu verlangen, werden sich die Banker sicher nicht einlassen.

In Deutschland steht jedoch kein Börsengang in dieser Größenordnung an."Neue Emissionen kann man weiter plazieren, wenn Preis, Volumen und Unternehmen stimmen", betont deshalb auch Reiner Roßmann von Dresdner Kleinwort Benson.Allerdings: Bis zum Schluß müßten sich Konsortialbanken und Unternehmen alle Optionen offenhalten, mit dem Ziel, den Erfolg für eine langfristige Plazierung sowohl aus Sicht der Alt- als auch der Neuaktionäre zu gewährleisten.In Deutschland konnte der Plazierungskurs des Softwareunternehmens PSI am vergangenen Freitag noch am oberen Ende der Preisspanne mit 46,50 DM festgemacht werden.Die Finanzkrise habe die Emission noch nicht beeinflußt, betont Hans Trobitz vom Konsortialführer DG Bank.Die Zeiten von 50fachen Überzeichnungen bei Börsengängen etwa am Neuen Markt sind nach seiner Ansicht künftig jedoch vorbei.Er rechnet jetzt nur noch mit einem Kaufinteresse, das 20fach höher liegt als das Angebot.Das sei immer noch sehr viel.Gleichzeitig verbesserten sich damit die Zuteilungschancen der Zeichner.Qualität gehe ohnehin immer, ergänzt Martin Reinboth von Paribas.Daß die Anleger in der jetzigen Börsenphase genauer hinschauen, ist für Rainer Lizon von der BHF-Bank klar.Die Zeiten, wo im Vorfeld von Emissionen Freimakler Kurse per Erscheinen der Aktien stellten, die durchaus 50 bis 150 Prozent über der angebotenen Preisspanne gelegen hätten, sei vorbei.Zudem werde immer wichtiger, daß die Gesellschaften ihre angekündigten Zahlen auch im Geschäftsverlauf bestätigten.

ROBERT LANDGRAF (HB)

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