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Wirtschaft: Die Tarifrunde 1998/99 beginnt in Ostdeutschland

BERLIN (Tsp).IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall trafen sich gestern nachmittag in Berlin zu einem Spitzengespräch über die Tarifrunde für die ostdeutsche Metallindustrie.

BERLIN (Tsp).IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall trafen sich gestern nachmittag in Berlin zu einem Spitzengespräch über die Tarifrunde für die ostdeutsche Metallindustrie.Beide Seiten schlossen nicht aus, daß es noch in der Nacht zu einem Ergebnis kommen könne.

Die Metallindustrie war immer gut für tarifpolitisches Neuland.Mit der nun angestrebten Partnerschaft zwischen IG Metall und Arbeitgeberverband Gesamtmetall sollen Kampfrituale durchbrochen und ein Fahrplan für die Tarifangleichung zwischen Ost und West festgelegt werden.Voraussetzung ist, daß sich beide Seiten auf einen einem Kompromiß für die 266000 Ost-Metaller, 108000 davon in tarifgebundenen Firmen, verständigen.

Vorgeprescht mit dem Angebot einer "neuen Partnerschaft" waren die Arbeitgeber schon vor einem halben Jahr.Es folgten Spitzengespräche zwischen den Tarifparteien, darunter auch für den Osten.Anfang September erzielten Gesamtmetall und IG Metall einen ersten Lösungansatz, den sie der Basis schmackhaft machen mußten.Danach könnten die Lohnvereinbarungen für Westdeutschland - zeitversetzt oder sofort - im Osten übernommen werden, wo schon seit 1996 die vollen West-Monatsentgelte gezahlt weden.Übernommen werden soll auch der Vertrag zur Altersteilzeit sowie andere Einkommensteile wie vermögenswirksame Leistungen.Getrennte Ost-West-Tarifrunden gäbe es dann nicht mehr.

Forderungen, wie sie die IG Metall seit Monaten erhebt.Der Haken ist, daß die Arbeitgeber im Gegenzug die Wochenarbeitszeit im Osten bis Ende 2000 auf dem jetzigen Niveau von 38 Stunden festschreiben wollen.Die westdeutsche Metallindustrie arbeitet 35 Stunden in der Woche.

So beharrlich die Gewerkschaft seit 1996 die Arbeitszeitverkürzung auh für Ostdeutschland auf 35 Stunden fordert, so vehement lehnten die ostdeutschen Arbeitgeber dies ab.Sie befürchteten weiteren Mitgliederschwund in der Branche, in der bereits ein Großteil der Betriebe eigene Wege in der Tarifpolitik geht.

Schon 1991 war in der Ost-Metall- und Elektroindustrie ein Stufenplan vereinbart worden, der die Angleichung der Löhne und Gehälter bis 1994 festschrieb.Gesamtmetall und IG Metall verstanden sich als Vorreiter bei der Herstellung der sozialen Einheit.Eine Fehleinschätzung.Die Arbeitgeber kündigten den Tarifvertrag - das erste Mal in der Tarifgeschichte überhaupt.Die Folge war im Frühjahr 1993 der erste Streik in der ostdeutschen Industrie nach mehr als 60 Jahren.Man einigte sich auf eine spätere Angleichung und Härtefallklausel.Diese sind zum 30.Juni dieses Jahres ausgelaufen.

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