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Wirtschaft: Die Telekom gibt Kampf um Telecom Italia noch nicht auf

ROM/BERLIN (Tsp).Die feindliche Übernahme des italienischen Telefonriesen Telecom Italia (TI) durch den Elektronikkonzern Olivetti ist - wie in einem Teil der Sonnabendausgabe dieser Zeitung bereits berichtet - geglückt.

ROM/BERLIN (Tsp).Die feindliche Übernahme des italienischen Telefonriesen Telecom Italia (TI) durch den Elektronikkonzern Olivetti ist - wie in einem Teil der Sonnabendausgabe dieser Zeitung bereits berichtet - geglückt.Um Mitternacht hatte die Mailänder Börse das Ergebnis des Übernahmeangebots von Olivetti an die Aktionäre der TI bekanntgegeben.Olivetti gelang es in dem Wettbewerb um das ehemalige Monopol-Unternehmen, knapp über 51 Prozent des Telecom Italia-Kapitals anzuwerben.Damit ist der erste Anlauf der Deutschen Telekom, eine einvernehmliche Fusion mit Telecom Italia zustandezubringen, gescheitert.

Olivetti-Chef Roberto Colaninno gab am Sonnabend bekannt, daß Olivetti das Umtauschangebot der Telecom-Italia-Aktionäre akzeptieren wird.Der Aufsichtsrat des italienischen Olivetti-Konzerns nahm alle Verkaufsorder der Aktieninhaber der TI an.Die Übernahme hat ein Volumen von 59 Mrd.Euro (115,5 Mrd.DM).Colaninno mahnte alle Beteiligten, nun den Streit um die TI zu beenden: "Jetzt müssen wir an das Unternehmen denken."

Die Deutsche Telekom will dennoch nicht aufgeben.Telekom-Chef Ron Sommer sagte in einem Interview mit der "Welt am Sonntag", daß er nach wie vor an einem Zusammenschluß seines Konzerns mit Telecom Italia glaube.Das Management beider Unternehmen werde die Situation nun eingehend analysieren und daraus die richtigen Konsequenzen ziehen."Ich werde die internationale Strategie der Deutschen Telekom konsequent fortsetzen", sagte Sommer.Eine Fusion von Deutscher Telekom und Telecom Italia habe ungeachtet des Scheiterns eine bestechende Logik.Sie biete eine Vielzahl von Vorteilen, sowohl für die beiden Unternehmen als auch für die europäische Volkswirtschaft.Am kommenden Dienstag will der Telekom-Vorstand in Bonn über die neue Lage beraten.

Ron Sommer sagte, daß der Zusammenschluß mit Telecom Italia zu keinem Zeitpunkt gegen France Télécom, die mit dem deutschen Telefonunternehmen über eine Kapitalverflechtung verbunden ist, gerichtet gewesen sei.Ein Verkauf des Zwei-Prozent-Paketes an France Télécom sei weder beabsichtigt noch rechtlich möglich.France Télécom hatte in der vergangenen Woche eine Schadenersatzklage gegen den deutschen Telefonriesen angekündigt, weil die von der Telekom angestrebte Zusammenarbeit mit den Italienern gegen bereits mit den Franzosen geschlossene Verträge verstoße.

Telecom-Italia-Chef Franco Bernabe kündigte an, man wolle nicht mit juristischen Schritten gegen den Olivetti-Erfolg vorgehen."Wir gehen nicht vor Gericht." Unterdessen ist die Übernahme der Telecom Italia durch den Kontrahenten Olivetti in Italien überwiegend mit Befriedigung aufgenommen worden.Zugleich aber warnten am Sonnabend viele der Beteiligten, daß das neue Unternehmen vor einer schwierigen Zukunft stehe.

Das Zusammengehen mit Olivetti sei vor allem eine Abwehrstrategie gegen die Übernahme durch die Deutschen gewesen, nicht aber ein offensives Konzept.Vor allem die Regierung in Rom hatte in den vergangenen Wochen das Zusamengehen mit den Deutschen immer wieder skeptisch beurteilt: Bei der Deutschen Telekom sei die Rolle des Staates als Mehrheitseigentümer immer noch dominant.Das werfe die Frage auf, ob das Management des deutschen Telefonkonzerns wirklich das Sagen im Unternehmen habe.Nun aber müsse sich das neue Unternehmen ordnen und vor allem seine finanzielle Basis konsolidieren.

Fiat-Ehrenpräsident Giovanni Agnelli wies am Sonnabend auf die hohen Schulden hin, mit denen das neue italienisch-italienische Unternehmen nun startet: "Das Abenteuer ist jetzt beendet.Mein Glückwunsch geht an Olivetti.Das ist ein schwieriges Geschäft, mit einer großen Zukunft, aber stark überschuldet."

Die finanzielle Ausstattung von Olivetti wird nun von den Modalitäten abhängen, zu denen der deutsche Mobilfunk-Konzern Mannesmann Arcor die bisherigen Telefonaktivitäten des Olivetti-Konzerns kauft.Mannesmann wird 14,8 Mrd.DM (7,6 Mrd.Euro) ausgeben und damit zweitgrößter Anbieter auf dem italienischen Markt werden.Das teilte das Unternehmen am Samstag in Düsseldorf mit.Der Transfer war bereits vor dem Erfolg der Übernahmeofferte von Olivetti vereinbart worden und soll Olivetti helfen, den Kauf des Aktienpakets zu finanzieren.

Mannesmann erhöht seine Beteiligung an der Mobilfunkgesellschaft Omnitel auf 55 Prozent und kauft die Festnetzgesellschaft Infostrada ganz.Finanzieren will Mannesmann die Käufe erst einmal über einen Bankkredit, später ist eine Kapitalerhöhung geplant.Die kartellrechtlichen Freigaben für die Expansion in Italien liegen nach Angaben des Unternehmens vor.

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