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Wirtschaft: Die Telekom hat keine andere Wahl

Von Corinna Visser Eigentlich müsste das selbstverständlich sein. Wenn die Zeiten schlecht sind, Personal abgebaut wird und die Kurse rutschen, sollten die Topmanager mit gutem Beispiel vorangehen.

Von Corinna Visser

Eigentlich müsste das selbstverständlich sein. Wenn die Zeiten schlecht sind, Personal abgebaut wird und die Kurse rutschen, sollten die Topmanager mit gutem Beispiel vorangehen. Doch wenn die Gewinne schrumpfen, die Aktien abstürzen, sah die Praxis bisher ganz anders aus: Ungerührt griffen die Konzernbosse weiter in die Kassen der Unternehmen. Das ist der Eindruck, den die meisten Arbeitnehmer und auch die Kleinaktionäre haben. Zum Beispiel bei der Telekom. Der Kurs des Unternehmens verlor 90 Prozent, das Top-Management dagegen ließ sich eine Gehaltserhöhung von 90 Prozent genehmigen. Das haben die meisten Aktionäre nicht verstanden. Und auf der Hauptversammlung des Unternehmens machten sie ihrem Ärger Luft. Zu Recht. Deshalb hat die Deutsche Telekom mit dieser Tradition Schluss gemacht. Die Manager verzichten auf ihre Aktienoptionen und damit auf einen Teil ihres Gehalts.

Tatsache ist, dass den Managern dieser Verzicht weh tun wird: Der Kurs der T-Aktie hat nicht mehr viel Spielraum nach unten. Bei einem Kurs von zehn Euro müssten sich Aktienoptionen, die auf dieser Basis berechnet werden, also schnell lohnen. Das heißt, dass die Telekom-Vorstände aller Voraussicht nach einen echten Verzicht üben. Und dafür ist es höchste Zeit: Die Führungsriege rund um Vorstandschef Ron Sommer hat offenbar erkannt, dass der Schaden eines Optionsprogramms in dieser Situation größer ist als der mögliche Gewinn. Und: Sommer hatte keine andere Wahl. Als Vorstand des größten deutschen Volksaktien-Unternehmens muss er fürchten, vor die Tür gesetzt zu werden, wenn sich die Stimmung nicht schnell ändert.

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