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Wirtschaft: Die US-Konjunktur macht schlapp

Der Währungsfonds will die Wachstumsprognose für Amerika senken, doch die Aktienmärkte stört das nicht

Berlin (ro/dpa). Die Aussichten für die Weltkonjunktur verschlechtern sich. Die Einbrüche an den Aktienmärkten, die Finanzskandale und der Vertrauensschwund von Verbrauchern und Unternehmern dämpfen insbesondere die Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft. Zu diesem Schluss kommt der Internationale Währungsfonds (IWF), der seine Prognose nach unten korrigieren will. Auch in Europa mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Aufschwung auf sich warten lässt. Die Arbeitslosigkeit in der EU ist im Juni gestiegen und der deutsche Einzelhandel muss wegen des Käuferstreiks in diesem Jahr mehr als 30000 Stellen streichen.

„Die Negativrisiken im Hinblick auf Verbraucherausgaben und Unternehmensinvestitionen sind gewachsen“, stellt der IWF in seinem jährlichen Bericht zur US-Wirtschaft fest. „Es ist deshalb wahrscheinlich, dass die Wachstumsprognose im bevorstehenden Weltwirtschaftsbericht nach unten korrigiert wird.“ Im April war der IWF von einem Wachstum von 2,3 Prozent in diesem und 3,4 Prozent im nächsten Jahr ausgegangen. Der nächste Weltwirtschaftsbericht wird Ende September veröffentlicht.

Finanzskandale und Pleiten hätten die Aktien- und Finanzmärkte erschüttert und „scheinen das Vertrauen des Unternehmenssektors erheblich untergraben zu haben“, heißt es in dem Bericht. Der IWF geht dennoch davon aus, dass die US-Wirtschaft weiter wächst. Einige Mitglieder des Exekutivausschusses legten der US-Notenbank (Fed) eine weitere Zinssenkung nahe, sollten Verbraucher- und Unternehmervertrauen weiter einbrechen. Die Fed tritt am kommenden Dienstag wieder zusammen.

Der IWF fordert die US-Regierung zu Fiskaldisziplin und Stärkung der Unternehmensaufsicht auf. Sinkende Steuereinnahmen und zugleich enorme Ausgaben für den Antiterrorkampf sowie die Ankurbelung der Wirtschaft hätten die Staatsfinanzen im vergangenen Jahr erheblich verschlechtert. Die Einschätzung der US-Regierung, wonach ab 2005 wieder Überschüsse im Staatshaushalt erwirtschaftet werden, beurteilten die Direktoren als optimistisch.

Die Sorge über eine weltweite Abkühlung der Konjunktur trifft auch Europa. Der zuletzt gestiegene Euro rutschte am Dienstag deutlich unter die Marke von 0,98 Dollar. Negativ aufgenommen wurden die aktuellen Zahlen vom europäischen Arbeitsmarkt. Nach Angaben der Statistikbehörde Eurostat kletterte die Arbeitslosenquote in der EU im Juni auf 7,7 Prozent (Mai: 7,6 Prozent). Im Euroraum stieg sie von 8,3 auf 8,4 Prozent. Damit sind in den 15 Ländern der EU insgesamt 13,6 Millionen Menschen ohne Arbeit, im Euro-Gebiet 11,6 Millionen.

Mehr als 30000 der 2,5 Millionen Beschäftigte werden im Jahr 2002 im deutschen Einzelhandel ihren Job verlieren. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe (BAG) rechnet in diesem Jahr mit 10000 Pleiten. „Die jüngsten Tariferhöhungen werden durch Stellenstreichungen ausgeglichen“, sagte BAG-Präsident Walter Deuss am Dienstag in Frankfurt. Der deutsche Einzelhandel werde sich in diesem Jahr wohl mit einem deutlichen Umsatzminus abfinden müssen. „Wir könnten glücklich sein, wenn das Jahr plus minus null ausgeht.“ Ein solches Ergebnis sei allerdings unwahrscheinlich, nachdem der Umsatz im ersten Halbjahr schon real um vier Prozent sank und auch der Juli allenfalls ausgeglichen abgeschlossen werden konnte. Für 2003 ist Deuss wegen der Konjunkturflaute und der Arbeitslosigkeit ebenfalls skeptisch. Während die Konsumausgaben 2002 nur um 0,5 Prozent steigen, gebe es 2003 allenfalls ein Plus von einem Prozent. Nur bei einer Konjunkturbelebung werde der Einzelhandel den Umsatz des Jahres 2002 halten können.

An den Börsen wurden die schlechten Konjunkturnachrichten am Dienstag weitgehend ignoriert. Gestützt durch Kursgewinne der Finanz- und Autoaktien stieg der Dax bis zum Abend um 7,08 Prozent auf 3568,64 Punkte. Auch an der Wall Street erholten sich die Schwergewichte von den Kursverlusten der vergangenen Tage. Weniger stark als der Dax präsentierte sich der Nemax 50 : bei Börsenschluss stand er um 0,52 Prozent höher bei 491,05 Punkten, nachdem er zuvor auf ein neues Allzeittief gerutscht war.

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