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Wirtschaft: Die Vater-Sohn-Allianz beim Münchner Privatsender ist nun offiziell - KEK hat keine Bedenken

Die lange bestrittene Allianz zwischen der Kirch-Gruppe und der Pro-Sieben-Gruppe wird nun Realität. Thomas Kirch, der Sohn von Medienkaufmann Leo Kirch, bringt seine gut 58-prozentige Mehrheit an der börsennotierten Pro Sieben Media AG "in Kürze" in die Kirch Media KGaA seines Vaters ein, teilten beide in Unterföhring bei München ansässigen TV-Gruppen am Freitag mit.

Die lange bestrittene Allianz zwischen der Kirch-Gruppe und der Pro-Sieben-Gruppe wird nun Realität. Thomas Kirch, der Sohn von Medienkaufmann Leo Kirch, bringt seine gut 58-prozentige Mehrheit an der börsennotierten Pro Sieben Media AG "in Kürze" in die Kirch Media KGaA seines Vaters ein, teilten beide in Unterföhring bei München ansässigen TV-Gruppen am Freitag mit. Damit kommen die frei empfangbaren Fernsehsender Sat 1, Pro 7, Kabel 1, DSF und der im Jahr 2000 an den Start gehende Nachrichtensender N 24 unter ein Dach und bilden die hierzulande führende TV-Gruppe.

Rechnet man den ebenfalls von Kirch kontrollieren Bezahlsender Premiere World dazu, kommt die neue Allianz derzeit auf einen deutschen TV-Marktanteil von 26,2 Prozent, teilte die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) in Potsdam auf Anfrage mit. Bereits im Januar hatte die KEK im Vorgriff auf die jetzt offizielle Verbindung beider TV-Gruppen eine Kooperation als rechtlich unbedenklich eingestuft. Als konzentrationsrechtliche Grenze gilt ein Marktanteil von 30 Prozent. Das Bundeskartellamt sieht in der Mehrheitsbeteiligung der Kirch Media an der Pro Sieben Media keinen anmeldepflichtigen Zusammenschluss, ließ Kirch mitteilen.

Thomas Kirch erhalte für die Übertragung seiner Pro-Sieben-Anteile im Gegenzug sieben bis acht Prozent an der Kirch Media, deren Wert jüngst auf elf Milliarden Mark taxiert worden war. Damit betrage das jetzt durch den Anteilstausch bewegte Transaktionsvolumen rund 900 Millionen Mark. Bargeld fließt dabei nicht. "In der Kirch Media sind damit Beteiligungen an fünf Free-TV-Sendern vereint, die sich ideal ergänzen", kommentierte Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn die TV-Allianz, die nicht bezifferte Ertragspotentiale und Synergien freisetze. Der scheidende Pro Sieben-Chef Georg Kofler verwies auf Vorteile in der gemeinsamen Beschaffung und Produktion von Programmen. An der eigenständigen Führung der jeweiligen Sender werde sich aber nichts ändern, betont man bei der börsennotierten TV-Gruppe. Bei Kirch spricht man dagegen von Diskussionsmöglichkeiten auch auf Programmebene.

Kirch Media ist die jüngst gegründete Holding der Kirch-Gruppe für frei empfangbares Fernsehen, TV-Produktion und Rechtehandel. Sie hält 100 Prozent der DSF- und 59 Prozent der Sat 1-Anteile. An ihr sind neben Kirch senior (86 Prozent) und Kirch junior (künftig sieben Prozent) mit je gut drei Prozent der italienische Medienunternehmer Silvio Berlusconi und der saudi-arabische Prinz Waleed bin Talal beteiligt. Für 2002 hat Kirch Media einen eigenen Börsengang geplant. Bei der Pro Sieben Media hält die restlichen 41,6 Prozent Stammaktien der Handelskonzern Rewe, der an seiner Beteiligung nach Angaben von Pro Sieben auch künftig festhalten wird.

Addiert haben beide TV-Gruppen zusammen im abgelaufenen Geschäftsjahr 1998 mit insgesamt gut 4000 Mitarbeitern rund 5,7 Milliarden Mark umgesetzt sowie vor Steuern und Zinsen 900 Millionen Mark verdient. Über einen möglichen Stellenabbau im Zuge des nun bevorstehenden Zusammenschlusses wollten weder Kirch noch Pro Sieben Angaben machen. An der Börse legten die im M-Dax notierten, stimmrechtslosen Pro-Sieben-Vorzugsaktien nach Bekanntgabe des Deal bis zum Nachmittag mit einem Plus von gut vier Prozent auf 42,50 Euro überdurchschnittlich stark zu und zählten damit zu den Tagesgewinnern. Bankanalysten bezeichneten die Vereinbarung als "sinnvollen Schritt".

tmh

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