zum Hauptinhalt

Wirtschaft: „Die Verantwortung liegt bei den Wirtschaftskapitänen“

Mitte Mai hatte sich der Bundeskanzler noch demonstrativ hinter Ron Sommer gestellt. Man müsse jetzt den Mut haben, „den Ärger der Kleinaktionäre auszuhalten und ihnen zu sagen: Liebe Leute, es besteht kein Anlass, den Mann auszuwechseln, er hat gut gearbeitet“, hatte Gerhard Schröder damals dem „ Stern“ gesagt.

Mitte Mai hatte sich der Bundeskanzler noch demonstrativ hinter Ron Sommer gestellt. Man müsse jetzt den Mut haben, „den Ärger der Kleinaktionäre auszuhalten und ihnen zu sagen: Liebe Leute, es besteht kein Anlass, den Mann auszuwechseln, er hat gut gearbeitet“, hatte Gerhard Schröder damals dem „ Stern“ gesagt. Inzwischen verliert der Telekom-Chef in der Regierungskoalition immer mehr Rückhalt. SPD-Generalsekretär Franz Müntefering gab die neue Richtung vor, indem er dem Telekom-Aufsichtsrat Konsequenzen aus dem Absturz der T-Aktie mehr oder weniger deutlich nahe legte. „Die Verantwortung liegt bei den Wirtschaftskapitänen“, sagte Müntefering zum Wochenbeginn. Die SPD nehme es ernst, dass viele Menschen über die Kursentwicklung der T-Aktie enttäuscht seien. „Unsere Erwartung ist an den Aufsichtsrat gerichtet, dass der prüft, ob Konsequenzen gezogen werden sollen oder nicht.“

Ein Sprecher des Finanzministeriums blieb in Deckung: „Wir haben kein Interesse, uns weiter an diesem Sommer-Theater zu beteiligen. Auch mit noch so kühnen Spekulationen wird man nicht zum Ziel gelangen, beim medialen Memory-Spekulieren von unserer Seite eine Karte zu bekommen. Es gibt keine Veranlassung für das Finanzministerium, sich zu unternehmerischen Entscheidungen zu äußern.“ In Analystenkreisen hieß es, bislang sei „noch nicht ein vernünftiger “ als Nachfolge-Kandidat gefallen. „Solange ist das alles Hokus-Pokus für mich“, sagte ein Telekom-Beobachter. „Der Abgang von Sommer alleine würde wahrscheinlich nicht viel ändern, aber ein Managementwechsel ist symbolisch“, sagte John Pearce, Telekom-Kreditanalyst bei Dresdner Kleinwort Wasserstein.

In Telekom-Kreisen wurde die erneute Debatte um Sommer als „in hohem Masse unternehmensschädlich“ bewertet. „Dasselbe Spielchen hatten wir vor vier Jahren schon einmal, da hieß es immer, Kohl wolle Sommer feuern.“ CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer warf der Bundesregierung bei der Telekom eine falsche Politik vor. Die Regierung hätte sowohl als Hauptaktionär als auch über die Kreditanstalt für Wiederaufbau ihren Einfluss geltend machen und für eine „Veränderung der Verhältnisse" sorgen müssen. Zu den Spekulationen um Ron Sommer sagte Meyer: „Wir mischen uns nicht in Unternehmensverhältnisse ein." Nach Ansicht des CDU-Generals seien vor allem die Kleinaktionäre der Telekom getäuscht worden. Besonders skandalös sei laut Meyer, dass trotz der Kurseinbrüche der T-Aktie die Gehälter der Vorstandsmitglieder aufgestockt worden sind.Tsp

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false