zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Die Verbraucher werden nur wenig spüren

BERLIN .Die Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt durch die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag abend wird von nicht wenigen Beobachtern als "kräftiger Schluck aus der Pulle" betrachtet.

BERLIN .Die Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt durch die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag abend wird von nicht wenigen Beobachtern als "kräftiger Schluck aus der Pulle" betrachtet.Doch womit kann der Verbraucher rechnen? Sinken die Zinsen auch bei den Banken und Sparkassen? Kann sich der Häuslebauer auf niedrigere Hypothekenzinsen freuen und muß umgekehrt der Sparer nun befürchten, für sein Geld so gut wie keine Zinsen mehr zu bekommen?

Allzu große Erwartungen dämpft bereits Thomas Schlüter, Pressesprecher beim Bundesverbandes deutscher Banken.Er betont, daß es sich bei dem Repo-Satz ja nur um einen kurzfristigen Zinssatz handele.Auswirkungen auf Hyphotekenkredite aber auch auf längerlaufende Privatkredite - etwa für den Autokauf - seien wohl allenfalls in geringen Umfang zu erwarten.Wenn sich etwas bewege, könnte dies im Bereich der Termingelder auf der einen und der Dispositionskredite auf der anderen Seite sein.Schlüter weist allerdings auch darauf hin, daß sich die Banken nur zu einem geringen Teil über die Verpfändung von Wertpapieren bei der EZB finanzierten, der sogenannte Repo-Satz also keinen allzu großen Einfluß auf die Zinsen im täglichen Geschäft habe.

Auch der Verband der deutschen Hypothekenbanken dämpft die Erwartungen mit dem Hinweis, daß der Repo-Satz in erster Linie die kurzfristigen Zinsen beeinflusse.Zudem verweist man dort darauf, daß die Hypothekenzinsen historisch gesehen ausgesprochen niedrig seien, mittelfristig eher mit einer Steigerung zu rechnen sei.Demgegenüber macht Peter Lischke von der Verbraucherzentrale in Berlin Haus- und Wohnungskäufern Hoffnung.Eine Steigerung der Hypothekenzinsen sei mit der Entscheidung des Rates der EZB zumindest vorläufig vom Tisch.Er bezeichnet die Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt als ungewöhnlich hoch und sieht es eng werden für die Sparer.Zuversichtlich ist er aber für die verschuldeten Haushalte.Die Zinssenkung könnte auf die Kreditzinsen durchschlagen, so Lischke.

Die Banken und Sparkassen tun sich da wie gewohnt etwas schwerer."Wir beobachten den Markt" lautet in solchen Fällen die Standartformel der Pressesprecher.Walter Schumacher von der Deutschen Bank etwa verweist darauf, daß der Markt zumindest eine Zinssenkung um einen viertel Prozentpunkt schon vorweggenommen habe und die Zinsen demzufolge schon sehr niedrig seien.Bei der Deutschen Bank gibt es für die Sparer mit Sparcard derzeit 1,5 Prozent, für Anschaffungskredite müssen etwa neun Prozent effektiv gezahlt werden.Sein Institut versuche eher durch Sonderaktionen Kunden zu gewinnen, so Schumacher.In Berlin haben sich die zum Konzern der Bankgesellschaft gehörenden Berlin Hyp und die Landesbank mit der Sparkasse noch nicht auf Zinsschritte festgelegt.Die Berliner Bank verbilligt hingegen die Konditionen für die Baufinanzierung, weiß Pressesprecher Volker Winde.

Und was ist mit den Urlaubern? Sie sind nur betroffen, wenn sie in Länder verreisen, die nicht zu Euroland gehören.Gegenüber Spanien, des Deutschen Urlaubsland Nummer Eins, werden sich also keine veränderten Wechselkursverhältnisse ergeben.Anders sieht die Situation für Reisende in die Türkei oder die USA aus.Tendenziell drücken die niedrigeren Zinsen den Kurs des Euro und der Urlaub in Miami oder Antalya wird damit teurer.Am Donnerstag abend reagiert der Euro aber erst einmal mit einem kräftigen Kursanstieg.Die Märkte hatten eine Zinsenkung bereits seit längerem erwartet und vorweggenommen.Das Spekulationsfieber war nach dem Beschluß heraus, und andere Bestimmungsfaktoren wurden wieder herangezogen.

Mittelfristig aber mögen sich die Devisenhändler nicht festlegen.Was bis zu den Sommerferien passiere, sei noch lange nicht klar, so die einhellige Meinung.Bis dahin ist die Zinssenkung in Euroland zwar nicht vergessen, aber andere Bestimmungsfaktoren wirken: beispielsweise die Arbeitslosenzahlen in Europa und den USA, Handels- und Leistungsbilanzsalden und nicht zuletzt die Entwicklung in Jugoslawien und dem Kosovo.

DANIEL RHEE_PIENING

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false