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Wirtschaft: Die Wall Street ist bei Bayer skeptisch

"US-Investoren mögen keine Konglomerate aus Chemie und Pharma", sagt Sergio Traversa, Fondsmanager der Merlin Biomed-Group, dem Handelsblatt. Größtes Problem sei, dass Anleger entweder Stabilität suchten und ihr Geld in Pharmawerte steckten.

"US-Investoren mögen keine Konglomerate aus Chemie und Pharma", sagt Sergio Traversa, Fondsmanager der Merlin Biomed-Group, dem Handelsblatt. Größtes Problem sei, dass Anleger entweder Stabilität suchten und ihr Geld in Pharmawerte steckten. Oder sie investierten zyklisch und kauften die Aktien reiner Chemiekonzerne.

Die meisten Konkurrenten von Bayer haben sich mittlerweile auf eines der Geschäfte konzentriert. Sie sind damit auch den Forderungen des Finanzmarktes nachgekommen. Investoren bevorzugen klar abgegrenzte Unternehmen. Das schlägt sich auch in der Bewertung nieder. So erreichen unübersichtliche Chemie-Konglomerate wie Bayer in der Regel mit ihren Papieren ein niedrigeres Kurs-Gewinn-Verhältnis als Unternehmen wie die deutsch-französische Aventis, die Randbereiche konsequent abgestoßen haben. Denn bei eindeutig fokussierten Unternehmen wird damit gerechnet, dass Gewinne schneller steigen können.

Kernaufgabe von Bayer-Chef Manfred Schneider und Finanzvorstand Werner Wenning wird es daher sein, den US-Anlegern Sinn und Nutzen der Vier-Säulen-Strategie zu erklären. Schneider und sein designierter Nachfolger versuchen, mit einem vorsichtigen Umbau auf die Bedenken einzugehen, und machen aus dem Konzern eine Holding mit eigenständigen Gesellschaften. Doch laut Schneider steht nicht zur Debatte, Bayer auf Pharma oder auf Chemie zu fokussieren. Immer wieder betont Schneider, er wolle keinen Moden nachhecheln. Vielmehr biete eine breite Aufstellung des Unternehmens Vorteile. Unvorhergesehene Verluste wie im Pharmabereich, als der Cholesterin-Senker Lipobay vom Markt genommen werden musste, könnten so besser verdaut werden.

"Wir können die Investoren überzeugen, wenn es uns gelingt, in allen vier Arbeitsgebieten mit der Weltspitze mitzuhalten", sagt Schneider. Er folgt damit der Strategie des US-Konglomerats General Electric (GE). GE gehört in seinen Sparten jeweils zu den globalen Top-Unternehmen und steht bei Analysten hoch im Kurs. Bayer aber ist nur in zwei der vier Arbeitsgebiete an der Weltspitze: im Pflanzenschutz und in der Herstellung von Polymeren.

Vor allem für die stark angeschlagene Pharmasparte muss Bayer schnell eine Lösung finden, fordert Sven Borho, Partner und Fondsmanager von Orbimed Advisers. Wegen des Wegfalls des Cholesterin-Senkers Lipobay und des für das Antibiotikum Ciprobay drohenden Patentablaufs fehle es dem Konzern an Wachstumskraft. "Ein Investment in Bayer würde nur Sinn machen, wenn sich der Konzern im Pharmageschäft mit einem erfolgreichen Konkurrenten zusammen tut", sagt er. Bayer ist derzeit auf mühsamer Suche nach solch einem Partner. Schneider führt als weiteres Argument gegen die Konglomeratskritiker die Risiken im Pharmageschäft an. Die Zeit der großen Gewinnspannen sei für die Branche wegen Patentabläufen und einer kostendrückenden Gesundheitspolitik vorbei. Deshalb will Bayer den Konzernmix aus Chemie- und Pharma behalten.

Die befragten US-Fondsmanager gehen trotz allem davon aus, dass Bayer seine Konglomeratsstrategie mittelfristig ändern wird. "Die Schaffung einer Holding ist ein klares Zeichen dafür", sagt Sergio Traversa. Bei der Bewertung des Images von Bayer sind die US-Fondsmanager gespalten. Einerseits belaste der Skandal um Lipobay den Konzern. Bayer bestätigte am Wochenende, die Zahl der Todesfälle, die mit Lipobay in Verbindung gebracht werden, habe sich auf 100 verdoppelt. Das Risiko hoher Schadensersatzzahlungen bei den drohenden Prozessen in den USA wegen Lipobay hält Fondsmanager David Cooley von J & W Seligman aber für überschaubar. Andererseits sei Bayer durch die starke Nachfrage nach dem Milzbrandmittel Ciprobay in den USA bekannter geworden.

bef, kk, HB

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