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Wirtschaft: Die Welt ist flach

Die Industrie setzt auf Plasma-Bildschirme und digitales Fernsehen – nur wenige kommen aus Deutschland

Berlin - Telefunken war einmal Symbol für deutschen Erfindergeist. Nach dem Niedergang des Traditionsunternehmens mussten Verbraucher aber hierzulande jahrelang auf die Marke verzichten. Zur Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin wird Telefunken von einem türkischen Unternehmen wieder eingeführt. Produziert wird natürlich nicht in Deutschland, dabei ist der hiesige Markt der zweitgrößte Europas hinter Großbritannien. Und die Bundesregierung ist über jedes Unternehmen froh, das den Wettbewerb im Zeitalter der Globalisierung übersteht. „Viele große Marken sind nicht mehr da“, sagte Peter Hinze, parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, vor kurzem in Berlin. Doch der Niedergang von deutschen Unternehmen, die Unterhaltungselektronik produziert haben, sei „nicht nur eine Geschichte der Globalisierung, sondern auch eine Geschichte verpasster Chancen“ – etwa beim MP3-Player. Der wurde in Deutschland entwickelt und heute importiert.

Fast 22 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr hierzulande mit Unterhaltungselektronik – vom Fernseher bis zum Computer – umgesetzt. Das Wachstum lag bei 7,6 Prozent. Für TV-Geräte gaben die Verbraucher 3,5 Milliarden Euro aus, ein Plus von 14,9 Prozent. Und in diesem Jahr zeigt der Trend weiter nach oben.

Davon profitieren auch hiesige Hersteller wie Loewe. In den Jahren 2003 und 2004 war das Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, weil die Verbraucher Flachbildschirme für noch nicht ausgereift hielten, aber auch keine Premium-Röhrengeräte mehr kaufen wollten. Diese schwierige Phase hat Loewe gut überstanden. Das Unternehmen fertigt seine Geräte am Firmensitz in Oberfranken und beschäftigt etwa 1000 Mitarbeiter. Loewe-Vorstandschef Rainer Hecker sieht seine Firma ganz vorne bei den Trends. Er setzt auf hochwertige Flachbildschirme und komplette Heimkino-Lösungen. „Modern heißt flach“, sagt Hecker. Die Qualitätsprobleme, die es mit Flachfernsehern vor einigen Jahren gegeben hat, seien ausgeräumt. Mit Blick auf das kommende hochauflösende Fernsehen (HDTV) würden sie ihre Vorteile erst richtig ausspielen können. Schon im ersten Halbjahr 2006 habe Loewe stark zugelegt – auch dank der Fußball-WM. Für das zweite Halbjahr rechne er ebenfalls mit Wachstum, genauso wie im kommenden Jahr, sagte Hecker. Durch die Mehrwertsteuererhöhung im Januar werde es „vielleicht einige Wochen“ schlechter laufen, sich dann aber wieder einspielen. „In jedem Fall sprechen wir über Wachstum“, betonte Hecker. Und das soll – nach der guten Positionierung auf dem Heimatmarkt – verstärkt aus dem Export kommen.

Metz, der zweite größere deutsche Fernsehhersteller, ist seinem Standort im fränkischen Zirndorf ebenfalls treu geblieben – zum einen aus Tradition, zum anderen aber auch, „weil wir hier einen der besten Fertigungsstandorte weltweit haben“, sagt Metz-Kommunikationschef Matthias Moschner. Man denke nicht darüber nach, die Produktion zu verlagern. 730 Beschäftigte zählt Metz. Das Unternehmen setzt genauso wie Loewe auf Premiumprodukte. Deshalb sei die Nähe von Entwicklung und Fertigung sehr wichtig, erklärt Moschner. Auch Metz verbucht wachsende Auftragszahlen.

Roland Stehle, Sprecher der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), erwartet, dass die Branche durch HDTV einen starken Schub erhalten wird. Bisher sei geplant, dass die öffentlich-rechtlichen Sender die Technik zu den olympischen Spielen 2008 in China verstärkt einführen. „Aber vielleicht geschieht das schon früher“, sagt Stehle. Schließlich gebe es schon heute durch Digitalkameras mit mehr als drei Millionen Bildpixeln und hochauflösende Camcorder Bildmaterial für die entsprechenden Fernsehgeräte. Außerdem steht die Europapremiere der beiden potenziellen DVD-Nachfolger HD-DVD und Blue Ray an. Stehle ist sich sicher: „Die neuen Produkte lösen einen Haben-will-Effekt aus.“

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