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Wirtschaft: Die Wirtschaft im Osten tritt auf der Stelle

BERLIN (asi).Die meisten Unternehmer in Ostdeutschland erwarten für die kommenden Monate nur geringe Umsatzsteigerungen und sind deshalb mit Investitionen in neue Fertigungsanlagen und bei Personaleinstellungen zurückhaltend.

BERLIN (asi).Die meisten Unternehmer in Ostdeutschland erwarten für die kommenden Monate nur geringe Umsatzsteigerungen und sind deshalb mit Investitionen in neue Fertigungsanlagen und bei Personaleinstellungen zurückhaltend.Zu diesem Ergebnis kommt das Kölner Wirtschaftsforschungsinstitut IW nach der Auswertung seiner traditionellen Frühjahrsumfrage in den neuen Bundesländern.

"Das Konjunkturklima", konstatierte IW-Geschäftsführer Rolf Kroker am Mittwoch in Berlin, "hat sich merklich abgekühlt".Nur noch 48 Prozent der Unternehmen hätten Produktionssteigerungen gemeldet, vor sechs Monaten seien es noch 64 Prozent der Unternehmen gewesen.Lediglich jedes fünfte Unternehmen stocke derzeit noch seinen Personalbestand auf; im Herbst vergangenen Jahres seien es doppelt so viele gewesen.

Die schlechte Stimmung, registrieren die Wissenschaftler vom IW, ziehe sich dabei nicht nur durch alle Regionen Ostdeutschlands, sondern auch durch alle Branchen.Nur die Unternehmer der Baubranche schöpften wieder etwas mehr Mut als im vergangenen Herbst, was Kroker darauf zurückführte, daß die Branche "offenbar das Ende der Talsohle" erreicht hat.

Das Verarbeitende Gewerbe, dessen Erholungs- und Wachstumsphase man noch bis vor wenigen Monaten als grundsätzlichen Indikator für mehr Wachstum in Ostdeutschland gesehen hatte, fällt allerdings schon wie zurück: Im Vergleich mit den Umfragewerten des vergangenen Frühjahrs habe sich der Saldo zwischen positiven und negativen Produktionserwartungen bei den Investitionsgüterproduzenten um 43 Prozent verringert, bei den Verbrauchsgüterherstellern sogar um 53 Prozent, sagte Kroker.

Als Ursache für das schlechtere Klima machen die Kölner Wissenschaftler ähnlich wie in Westdeutschland das verschlechterte weltwirtschaftliche Umfeld, die Verunsicherung über den Bonner Regierungskurs sowie die als zu hoch empfundenen Tarifabschlüsse des Frühjahres aus.Darüber hinaus näherten sich ost- und westdeutsche Unternehmen immer weiter an, so daß auch in den neuen Ländern die Exporterwartungen zurückgingen.Kroker ging von einem Wachstum der ostdeutschen Wirtschaft von 1,5 bis zwei Prozent in diesem Jahr aus.Im nächsten Jahr sei von einem Gleichschritt bei Ost und West auszugehen.Der damit gestoppte Aufholprozeß im Osten sei auch darauf zurückzuführen, daß sich dort die Produktivitätssteigerung wieder verlangsamt habe.Im Osten sei "eine geringer Lohndynamik" nötig.

Das Institut empfahl eine Trendwende in der Tarifpolitik mit geringen Lohnzuwächsen.Wenn die Arbeitskosten nicht spürbar gesenkt würden, sei der herbeigewünschte selbsttragende Aufschwung auch nach der Jahrhundertwende nicht in Sicht.

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