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Wirtschaft: Die wunderbare Welt der Verbraucher

Von Heike Jahberg Der Verbraucher muss ein echtes Wunderwesen sein, ein wahrer Tausendsassa. Verbraucherschutzministerin Renate Künast und ihre Kabinettskollegen muten den Bürgern jedenfalls eine Menge zu.

Von Heike Jahberg

Der Verbraucher muss ein echtes Wunderwesen sein, ein wahrer Tausendsassa. Verbraucherschutzministerin Renate Künast und ihre Kabinettskollegen muten den Bürgern jedenfalls eine Menge zu. Nach der jüngsten Gesundheitsreform sollen sich die Kassenpatienten selbstständig durch Bonustarife, Selbstbehalte und private Zusatzversicherungen kämpfen, um die richtige Kasse zu finden. Wenn sie damit fertig sind, können sie gleich weiter suchen – nach den besten RiesterVerträgen, Lebensversicherungen oder Betriebsrenten, mit denen sie ihre sinkende Rente auffüllen. Dann müssen sie nur noch den günstigsten Stromanbieter finden oder die billigste Telefongesellschaft. Und dann sind sie die mündigen Verbraucher, die sich die Regierung so wünscht.

Leider stehen die Konsumenten mit ihrer Suche ziemlich allein da. Denn jeder Minister hat in seinem Bereich reformiert und modernisiert, ohne darüber nachzudenken, wie die Verbraucher die Reformen umsetzen sollen. Und auch die Verbraucherschutzministerin wird nicht gefragt. Aber: Wie soll man die Angebote vergleichen, wenn jede Firma ihren eigenen Tarif zimmert? Und wer hilft, wenn sich die Kunden von ihrer Kasse, ihrem Stromlieferanten oder ihrer Telefongesellschaft über den Tisch gezogen fühlen?

Rot-Grün traut uns Konsumenten viel zu. Die Regierung glaubt, dass wir uns auf den liberalisierten Märkten auch ohne Hilfe zurecht finden. Besonders schutzbedürftig scheinen Kunden, Patienten oder Versicherungsnehmer also nicht zu sein. Das Vertrauen ehrt uns. Bleibt nur eine kleine Frage zum Schluss: Wenn wir alles selber können, warum brauchen wir dann eigentlich noch eine Verbraucherschutzministerin?

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