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Wirtschaft: „Dieses Angebot ist ein Scherz“

Bahngewerkschaften fordern mehr Geld

Berlin - Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn haben die drei Gewerkschaften ein erstes Angebot des Staatskonzerns zurückgewiesen. Die Offerte sei „völlig unzureichend“, sagte der Chef der größten Bahn-Organisation Transnet, Alexander Kirchner, am Mittwoch in Berlin zum Auftakt der Tarifrunde. „Eine Nullrunde ist genauso wenig akzeptabel wie ein Prozent Lohnerhöhung.“ „Das Angebot ist ein Scherz“, kommentierte Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL. Die Vertreter der Arbeitnehmer forderten ein besseres Angebot. Streiks soll es jedoch vorerst nicht geben.

Die Bahn hatte für die insgesamt 150 000 tarifgebundenen Beschäftigten eine Lohnerhöhung von jährlich einem Prozent als Inflationsausgleich sowie fünf Einmalzahlungen von jeweils 200 Euro bis Ende 2010 angeboten. Sie sollen allerdings nur dann gezahlt werden, wenn das Ergebnis des Konzerns und der einzelnen Geschäftsfelder – also Schenker oder der Personenverkehr – stabil bleibt. In diesem Fall würde sich das Angebot auf etwa 2,7 Prozent für 2009 summieren.

Mit der Kopplung an die Geschäftslage der nächsten Monate will der Konzern der unsicheren Konjunkturentwicklung Rechnung tragen. Angesichts der Einbrüche vor allem im Güterverkehr gilt es aber als unwahrscheinlich, dass die Bahn an das vergangene Jahr anknüpfen kann. Derzeit hat das Unternehmen gut jeden elften Güterwaggon stillgelegt, weil vor allem in der Autoindustrie, in der Stahl- und der Chemiebranche das Transportaufkommen deutlich zurückgegangen ist.

Transnet und die kleinere Gewerkschaft GDBA hatten dagegen gefordert, dass die Verdienste um zehn Prozent steigen sollen. Die GDL verlangt für ihre Kollegen 6,5 Prozent höhere Einkommen. Alle drei Gewerkschaften wollen zudem Verbesserungen bei der Arbeitszeit erreichen, etwa eine bessere Planbarkeit von Einsätzen. Auch hier signalisierte die Bahn wenig Bereitschaft zum Entgegenkommen. Für den Fall, dass sich die Bahn nicht bewege, hatte Transnet mit Warnstreiks gedroht. Die GDL hielt sich zurück und erklärte, den Verlauf der Verhandlungen abwarten zu wollen. „Alle Welt weiß, wozu die Lokführer fähig sind“, sagte Weselsky und spielte damit auf die vergangene Tarifrunde mit mehreren bundesweiten Streiktagen an.

Die Verhandlungen gelten auch wegen der Rivalität zwischen der GDL und den beiden anderen Gewerkschaften als extrem schwierig. Am Mittwoch verhandelte die Bahn daher getrennt mit den beiden Lagern. Ein Kooperationsabkommen hatte es trotz des Streits in der letzten Tarifrunde, als sich die Gewerkschaften in ihren Forderungen zu überbieten versuchten, nicht gegeben. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 22. Januar vorgesehen. Die Friedenspflicht für den Einkommens-Tarifvertrag endet Ende Januar. Carsten Brönstrup

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