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Wirtschaft: Dieses Jahr verdienen Bauern mehr - Verband nennt Lage jedoch miserabel

Die deutschen Bauern mussten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 1998/99 erneut einen drastischen Gewinnrückgang verkraften, dürfen aber auf leichte Besserung hoffen. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesregierung in ihrem Agrarbericht 2000, den das rot-grüne Kabinett am Mittwoch verabschiedete.

Die deutschen Bauern mussten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 1998/99 erneut einen drastischen Gewinnrückgang verkraften, dürfen aber auf leichte Besserung hoffen. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesregierung in ihrem Agrarbericht 2000, den das rot-grüne Kabinett am Mittwoch verabschiedete. Nach vorsichtiger Schätzung sei für die Haupterwerbsbetriebe mit einem durchschnittlichen Gewinnzuwachs von bis zu drei Prozent zu rechnen, sagte Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) bei der Vorstellung in Berlin. Der Deutsche Bauernverband (DBV) bezeichnete die Situation der Landwirtschaft als "miserabel"

Im zurückliegenden Wirtschaftsjahr, das am 30. Juni 1999 endete, sanken die Gewinne der bundesweit 190 000 Haupterwerbsbetriebe - sie bewirtschaften etwa 45 Prozent aller Agrarflächen - um 7,3 Prozent. Damit blieben jedem Unternehmen nach Abzug aller Kosten im Schnitt nicht mehr als 53 457 Mark in der Kasse. Hauptursache für diesen Rückgang waren nach Angaben des Landwirtschaftsministers extrem niedrige Schweinepreise. Sie fielen in Folge der Krisen in Asien und Russland auf ihren niedrigsten Stand seit Bestehen der Bundesrepublik. Insgesamt habe der Gewinneinbruch der "Veredelungsbetriebe", also der fleischproduzierenden Bauern, mit 83,5 Prozent katastrophale Ausmaße erreicht, sagte Funke. Rückläufig waren auch die Umsätze im Getreideanbau und der Rinderhaltung, während sich die Erlöse der Milchbauern erhöhten. Insgesamt verringerte sich die Zahl der Bauernhöfe um fünf Prozent auf 429 000. Sie beschäftigten im vergangenen Jahr rund 1,43 Millionen Menschen.

Im laufenden Wirtschaftsjahr erwartet das Agrarministerium für die Fleischproduzenten und für Gemischtbetriebe eine Besserung der wirtschaftlichen Lage. Dagegen müsse bei den Futterbaubetrieben mit einem Gewinnrückgang gerechnet werden.

Funke bekräftigte seinen Willen, sich für eine Angleichung der Wettbewerbschancen innerhalb der Europäischen Union einzusetzen. "Mir ist seit langem ein Dorn im Auge, dass die Preise für Energie und speziell für Dieselkraftstoff immer weiter auseinander klaffen." Auch beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gebe es unter den EU-Mitgliedern stark voneinander abweichende Regeln und Praktiken, die man weder Bauern noch Verbrauchern erklären könne, meinte Funke. Um die Belastungen der deutschen Land- und Forstwirte durch die Ökosteuer und die EU-Reform Agenda 2000 abzumildern, werde die Bundesregierung wie verabredet bis Mitte dieses Monats Vorschläge vorlegen. Innerhalb der Koalition herrscht bereits Übereinstimmung darüber, dass die Landwirte ihre Traktoren und sonstigen Maschinen künftig mit Diesel betanken dürfen, der deutlich geringer besteuert werden soll, als frei verkäuflicher Kraftstoff. Über die genauen Modalitäten und die Finanzierung dieses Vorhaben gibt es aber noch unterschiedliche Auffassungen.

Nach Angaben des Bauernverbandes (DBV) belasten die Ökosteuer, das Steuerentlastungsgesetz und Haushaltskürzungen die Landwirtschaft mit einem Nettobetrag von drei Milliarden Mark. Die Lage der Bauern in Deutschland sei "miserabel". Der BDV forderte die Regierung auf, das "völlig unausgewogene Verhältnis" zwischen Be- und Entlastungen zu korrigieren. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die sich als Agraropposition versteht, sprach von einer "sozialen Schieflage in der Landwirtschaft". So könne es nicht angehen, dass 80 Prozent aller Agrarsubventionen an 20 Prozent der Betriebe gingen, kritisierte der AbL-Vorsitzende und Präsident des Agrarausschusses im EU-Parlament, Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf.

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