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Wirtschaft: Dieter Vogel ist aus dem Rennen

Großkonzern aus Thyssen und Krupp soll von Gerhard Cromme und Thyssen Krupp Stahl-Chef Schulz geleitet werden DÜSSELDORF / ESSEN (jz/rtr).Der Großkonzern von Thyssen und Krupp wird möglicherweise von zwei Chefs geleitet werden.

Großkonzern aus Thyssen und Krupp soll von Gerhard Cromme und Thyssen Krupp Stahl-Chef Schulz geleitet werden

DÜSSELDORF / ESSEN (jz/rtr).Der Großkonzern von Thyssen und Krupp wird möglicherweise von zwei Chefs geleitet werden.Es werde über eine Doppelbesetzung des Führungspostens mit Krupp-Chef Gerhard Cromme und dem Vorstandsvorsitzenden von Thyssen Krupp Stahl, Ekkehard Schulz, nachgedacht, verlautete aus Aufsichtsratskreisen am Freitag.Mehrere Zeitungen berichteten bereits von einer Einigung auf die Doppelspitze.Damit wäre Thyssen-Chef Dieter Vogel aus dem Rennen.Der Thyssen-Betriebsrat sprach sich gegen eine Doppelspitze aus.Die beiden Konzerne gaben bis zum späten Nachmittag keine Stellungnahme ab. Heinz Kriwet hatte diese Entwicklung angestoßen.Der Aufsichtsratschef von Thyssen hatte mit Sorge beobachtet, daß die gesamte Fusion an der ungeklärten Führungsfrage zu scheitern drohte.Also entschloß sich Kriwet, den gordischen Knoten durchzuschlagen.Nachdem man die Verhandlungen vor Weihnachten entnervt auf Eis gelegt hatte, nahm der oberste Thyssen-Kontrolleur zu Jahresbeginn einen neuen Anlauf. Auf dem Weg zu einer Fusion der beiden Giganten von Rhein und Ruhr lagen gleich mehrere Hindernisse.Neben der Frage, welcher der beiden feindlichen Brüder, Gerhard Cromme von Krupp oder Dieter Vogel von Thyssen, den neuen Konzern führen würde, war noch längst nicht klar, in welchem Verhältnis die Aktien umgetauscht werden und wie die ganze Operation abgewickelt werden könnte.Berthold Beitz, mit der Macht der Krupp Stiftung im Rücken, hatte kategorisch verlangt, daß Krupp nicht von Thyssen geschluckt werden dürfte.Dagegen hatte sich Dieter Vogel für die freundliche Übernahme ausgesprochen, weil die Neugründung eines eigenen Konzerns nach ersten Schätzungen bis zu 500 Mill.DM an Steuern gekostet hätten.Eine Fehleinschätzung, die Vogel am Ende zum Verhängnis wurden.Die Finanzbehörden haben bisher ermittelt, daß allenfalls 100 Mill.DM an Steuern bei der Neugründung anfallen und die waren die Beteiligten offenbar bereit zu zahlen. Dieter Vogel wurde zudem vorgehalten, er habe die Fusionsgewinne bewußt kleiner gerechnet.Zudem ist der Manager im Visier der Berliner Justiz, die gegen ihn wegen Untreue ermittelt.Vogel hat die Vorwürfe zwar stets zurückgewiesen, aber es war weder am Rhein und schon gar nicht an der Ruhr vorstellbar, daß er Chef der neuen Gesellschaft wird, solange er mit einer Anklage würde rechnen müssen.Das Berliner Kammergericht hat den Haftbefehl gegen ihn zwar kürzlich aufgehoben, aber über die Anklage ist noch nicht entschieden. In dieser Lage war Vogel ausreichend realistisch; zumal ihm klar war, daß er bei seinem harten Kurs gegenüber Krupp nicht mehr auf die volle Unterstützung durch Kriwet würde setzen können.Der hatte längst die Doppellösung mit Berthold Beitz besprochen und war nicht abgeblitzt.So können sich demnächst die Belegschaften den beiden Konzerne in der Spitze wiederfinden - vor allem hat man damit den Eindruck vermieden, daß Gerhard Cromme nach seinem gescheiterten Versuch der feindlichen Übernahme jetzt durch das Hauptportal in die Düsseldorfer Thyssen-Zentrale einzieht.Mit Ekkehard Schulz hat man ihm einen Mann zur Seite gestellt, der weit über die Grenzen des eigenen Unternehmen einen exellenten Ruf genießt."Er macht einem häufig das Leben schwer, aber er steht zu seinem Wort", beurteilte ihn Dieter Kroll, der Betriebsratschef bei Thyssen.Für die Mitarbeiter pochte Kroll, der sich als einer der ersten öffentlich äußerte, darauf, daß die Montan-Mitbestimmung, die bisher nur bei Thyssen gilt, auch im neuen Konzern durchgesetzt wird:"Wenn das nicht kommt, wird es die Fusion nur gegen die Arbeitnehmer geben".Im Montan-mitbestimmten Thyssen Aufsichtsrat dürfte das schwierig werden, denn da muß die Fusion erst einmal abgesegnet werden. Offen sind noch die genauen Beteiligungsverhältnisse.Hinter den Kulissen hört man, daß vieles auf ein Verhältnis von 33 zu 67 Prozent zu Gunsten von Thyssen hinausläuft, aber da muß noch verhandelt werden.Ein Prozentpunkt, so Insider, macht um die 300 Millionen Mark aus.Erst am späten Nachmittag, nach Börsenschluß, wurden die Personalveränderungen bestätigt.In einer dürren Meldung gaben Krupp und Thyssen bekannt, daß Cromme und Schulz jetzt den beiden Aufsichtsräten ihr unternehmerisches Konzept präsentieren.Daß sie anschließend vom neuen Aufsichtsrat als gleichberechtigte Partner bestellt werden sollen, wie es nach 1976 die beiden Sprecher der Deutschen Bank Wilfried Guth und Friedrich Wilhelm Christians vorgemacht haben, wurde nicht erwähnt.Da Dieter Vogel seinen Rückzug zum Fusionstermin im Herbst ebenfalls bekannt gab, mußte man das auch nicht mehr ausdrücklich tun - es war klar.

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