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Wirtschaft: DIHT: 620-DM-Jobs müssen bleiben

BONN (wei/ADN).Bei einem Wegfall der sogenannten 620-DM-Jobs für geringfügig Beschäftigte wollen Firmen in Deutschland nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) mindestens eine halbe Million Stellen streichen.

BONN (wei/ADN).Bei einem Wegfall der sogenannten 620-DM-Jobs für geringfügig Beschäftigte wollen Firmen in Deutschland nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) mindestens eine halbe Million Stellen streichen.Wie der DIHT am Donnerstag in Bonn erklärte, wollen mehr als 40 Prozent der Firmen entsprechende Stellen in diesem Fall ersatzlos wegfallen lassen; ein Fünftel würde das Stammpersonal länger arbeiten lassen.Der DIHT lobte die 620-Mark-Jobs als "eine der wenig regulierten Nischen des Arbeitsmarktes", in denen eine Vielzahl gering qualifizierter Arbeitnehmer zu vergleichsweise niedrigen Arbeitskosten eine Beschäftigung finde.

Die Maßnahmen und arbeitsmarktpolitischen Instrumente, die in den letzten Jahren von der Regierung ergriffen worden sind, um die Lage auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, entfalten nicht immer die gewünschte Wirkung, so der DIHT aufgrund einer Umfrage bei 2100 Firmen.Positiv habe sich die Möglichkeit ausgewirkt, Arbeitsverhältnisse zu befristen.Jedes zweite Unternehmen gibt an, deswegen Einstellungen vorgenommen zu haben.Dagegen hat die Lockerung des Kündigungsschutzes in Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten nur in jedem zehnten davon betroffenen Unternehmen zu Neueinstellungen geführt.

Unterdessen kündigte sich zwischen den Spitzenverbänden der Wirtschaft Krach über die künftige Tarifpolitik an.Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, stellte am Donnerstag klar, daß er keinen Spielraum für deutliche Lohnsteigerungen im kommenden Jahr sieht.Er widersprach damit dem Präsidenten des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Werner Stumpfe, der vergangene Woche reale Einkommensverbesserungen und den Aufbau neuer Beschäftigung in Aussicht gestellt hatte.Henkel sagte in einem Interview, bevor man anfangen könne, Produktivitätszuwächse zu verteilen, müsse sich die Metallbranche vor Augen halten, daß die Lohnstückkosten noch zehn Prozent höher seien als im Durchschnitt der OECD-Länder.Erreichte Produktivitätszuwächse hätten auf Entlassungen beruht.Henkel sprach von einer "absurden Situation", wenn diese Erfolge nun als Begründung für neue Lohnzuwächse benützt würden.Auch in der Metallindustrie gebe es Unternehmen mit roten Zahlen.Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) wollte aktuell keine Stellungnahme zu den Äußerungen von Henkel und Stumpfe abgeben.Ein Sprecher verwies auf Anfrage lediglich auf die Erklärungen von BDA-Präsident Dieter Hundt von Ende Juli.Hundt hatte die maßvolle Tarifrunde 1998 als "wegweisend für die Zukunft" bezeichnet.Die Entgelterhöhungen seien "beschäftigungsorientiert und moderat" ausgefallen.Die Tarifpolitik der letzten drei Jahre habe maßgeblich dazu beigetragen, daß die deutsche Wirtschaft wieder wettbewerbsfähiger geworden sei.Auch der Präsident DIHT, Hans Peter Stihl, hatte eine Fortsetzung der moderaten Tarifpolitik gefordert.ÖTV, DAG und IG Metall hatten dagegen angekündigt, sie wollten in der nächsten Tarifrunde deutliche Einkommenszuwächse durchsetzen.

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