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Schick und teuer: Kinderkleidung von Dior.

© Imago

Dior, Vuitton, Dolce & Gabbana: Greenpeace findet Schadstoffe in Kinderluxusklamotten

Auch bei Giorgio Armani, Hermès, Marc Jacobs und Versace weisen die Umweltschützer Chemikalien nach, die Krebs erzeugen können oder hormonell wirken. Eine akute Gesundheitsgefährdung gibt es für die Kinder aber nicht.

Über 200 Euro kostet der Kapuzenpulli aus dem Hause Dolce & Gabbana, auch für die Ballerinas von Louis Vuitton muss man mehrere große Scheine auf den Tisch blättern. Kinderkleidung der Luxuslabel ist teuer. Doch der hohe Preis schützt nicht vor Schadstoffen, hat Greenpeace herausgefunden. Die Umweltschutzorganisation testete 23 Kleidungsstücke und vier Paar Schuhe der Marken Dior, Dolce & Gabbana, Giorgio Armani, Hermès, Louis Vuitton, Marc Jacobs, Trussardi und Versace. Ergebnis: Außer bei Trussardi wurden in allen Marken Chemikalien gefunden, die hormonell wirksam oder krebserregend sind, teilte Greenpeace am Montag mit. „Luxusmode mag exklusiv sein – sauber ist sie nicht“, kritisierte Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace. Für die Kinder, die diese Sachen tragen, besteht jedoch keine akute Gefährdung, räumte Santen auf Nachfrage ein.

Dennoch seien die Chemikalien gefährlich, meint der Chemieexperte. Die Stoffe würden sich in der Umwelt anreichern und über diesen Umweg auch die Gesundheit schädigen. Konkret geht es etwa um die Chemikalie NPE, ein Tensid, das in Waschmitteln vorkommt. Es wird eingesetzt, um Kleidung und Stoffe von Maschinenöl zu reinigen oder nach dem Färben zu säubern. 760 Milligramm NPE pro Kilo enthält der Ballerina-Schuh von Louis Vuitton, "viel zu viel", meint Santen. So habe sich beispielsweise Adidas verpflichtet, maximal 100 Milligramm NPE pro Kilo zu verwenden. Allerdings erlaubt die europäische Chemikalienverordnung "Reach" sogar 1000 Milligramm pro Kilogramm. NPE schädigt Wasserorganismen und kann den Hormonhaushalt beeinflussen.

Auch bei Fluor-Kohlenstoffverbindungen (PFC) wurde Greenpeace fündig. Die Chemikalien sind wasser- und schmutzabweisend. Einige PFC können das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Den höchsten PFC-Wert fand Greenpeace in einer wasserdichten Kinderjacke von Versace. Aber auch bei Dior, Armani und Versace wurden die Tester fündig. Bei Dolce & Gabbana, Giorgio Armani und Versace stellte Greenpeace zudem in Artikeln mit Polyester Antimon fest, das bei der Herstellung als Katalysator benutzt wird. Antimon ähnele in seiner Wirkung Arsen und sei ebenfalls umwelt- und gesundheitsschädlich, kritisierte Santen.

Deutsche Hersteller: Unsere Kleidung ist sicher

Sieben der zwölf mit NPE kontaminierten Kleidungsstücke sind laut Etikett "made in Italy", doch Greenpeace zweifelt das an. Die sehr hohen Werte bei vier Artikeln würde die Vermutung nahe legen, dass während der Produktion illegale NPE-Mengen eingesetzt worden sind, vermutet Santen. Dies deute darauf hin, dass die Kleidung teilweise außerhalb Europas hergestellt wurde.

Deutsche Kinderkleidung ist nach Angaben der Hersteller dagegen sicher. „In Deutschland produzierte Kleidung ist nicht problematisch“, sagte der Sprecher des Textilverbands, Hartmut Spiesecke. Die deutsche Bekleidungsindustrie halte sich selbstverständlich an die geltenden deutschen Gesetze und europäischen Regelungen. Diese Regelungen seien nach dem heutigen Stand des Wissens geeignet, alle Menschen wirksam vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu schützen. Für Kinderkleidung seien die bestehenden Regelungen besonders streng. Einschlägig sind nach deutschem Recht das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch, das Produktsicherheitsgesetz, die Bedarfsgegenständeverordnung, die Chemikalienverbotsverordnung und seit 2007 auch „Reach".

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