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Wirtschaft: Direktbank Diba setzt der Konkurrenz zu

Vorstandschef Tellings will ohne Übernahmen zulegen und kritisiert den schwachen Wettbewerb

Frankfurt am Main - Der Wettbewerb im deutschen Bankenmarkt ist unterentwickelt, Banken und Sparkassen gibt es im Überfluss. Dies führt nach Ansicht von Ben Tellings, Chef der ING-Diba, der ältesten und größten Direktbank Europas, zu Ineffizienz und hohen Kosten. „Die Rechnung dafür müssen die Kunden bezahlen“, sagte Tellings am Dienstag in Frankfurt am Main bei der Präsentation der Bilanz. Die Konsolidierung sei überfällig, wobei die Diba allerdings nicht mitmischen will. Das Tochterunternehmen des niederländischen Finanzkonzerns ING will weiter aus eigener Kraft wachsen und künftig vor allem das Wertpapiergeschäft ausbauen. Ab April soll außerdem ein kostenloses Girokonto angeboten werden.

Die Strategie geht immer noch auf: 2006 stieg der Gewinn vor Steuern um 44 Prozent auf den Rekordwert von fast 390 Millionen Euro, und die Zahl der Kunden erhöhte sich erneut deutlich um rund 600 000 auf jetzt 5,7 Millionen. In diesem Jahr sollen mindestens eine halbe Million neue Kunden hinzukommen, sagt Tellings.

Das Ringen von Großbanken, Sparkassen und Volksbanken um neue Kunden beobachtet der Diba-Chef skeptisch und gelassen. Ein echter Wettbewerb finde derzeit nicht statt. „Es ist bestenfalls ein Schaufensterwettbewerb.“ Die Kunden würden mit günstigen Lockkonditionen geködert, „die nur auf den ersten Blick günstig aussehen und durch unzählige Sternchen und Fußnoten eingeschränkt sind“. Damit werde das schwach ausgeprägte Vertrauen der Konsumenten in die Finanzbranche weiter ausgehöhlt. Der von der Commerzbank geplanten Filialöffnung am Samstag misst er keine große Bedeutung zu. Kritik aus dem Volksbanken-Lager an der Diba weist Tellings entschieden zurück. „Die Mitarbeiter dort hätten ein qualifizierteres Führungspersonal verdient – auch auf Verbandsebene.“

Nach Ansicht von Tellings sind die Chancen für Direktbanken in Deutschland so groß wie nie zuvor. „Die Zeit für Direktbanking im großen Stil ist einfach reif. Die traditionellen Banken werden weiter Marktanteile verlieren.“ Die Diba konnte 2006 vor allem mit Tagesgeldkonten, mit Baufinanzierungen und kostenlosen Wertpapierdepots punkten. Dagegen agiert sie im Geschäft mit Konsumentenkrediten eher vorsichtig. „Wir vermarkten sie nicht aggressiv. Wir wollen vermeiden, dass Kunden einen Kredit aufnehmen, den sie später nicht zurückzahlen können.“ Die von den Verbraucherzentralen heftig kritisierten Restschuldversicherungen hat die Diba 2006 komplett abgeschafft.

Insgesamt kletterten die Kundeneinlagen im vergangenen Jahr von 56,6 auf 61,1 Milliarden Euro. Bei Baufinanzierungen ergab sich ein Plus von 32 Prozent auf 36,6 Milliarden Euro, das Volumen der Konsumentenkredite erhöhte sich um zwölf Prozent auf 2,5 Milliarden Euro, die Zahl der Wertpapierdepots um gut 40 Prozent auf 579 000. In diesem Bereich will die Diba die Marktführerin Comdirect, eine Tochter der Commerzbank, überholen und zum größten Online-Broker Deutschlands werden.

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