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Edeka

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Discounter: Angriff auf Aldi und Lidl

"Größte Transaktion im Einzelhandel": Edeka rückt mit dem Kauf des Tengelmann-Discounters Plus näher an die Marktführer heran.

Mülheim (Ruhr) – Der deutsche Discounter-Markt wird neu sortiert. Edeka übernimmt die 2900 Plus-Filialen von Konkurrent Tengelmann und greift damit die Marktführer Aldi und Lidl an. Außer den erworbenen Plus-Filialen bringt Edeka auch seine Netto-Märkte in eine neue Tochtergesellschaft ein, an der Tengelmann noch 30 Prozent halten soll. Mit bundesweit 4100 Filialen und einem Umsatz von knapp elf Milliarden Euro entsteht eine neue Nummer drei auf dem Discounter-Markt. Die Zahl der Mitarbeiter summiert sich auf mehr als 51 000.

Schon seit einigen Monaten war darüber spekuliert worden, dass sich das Familienunternehmen Tengelmann von Plus trennen würde. Außer Edeka war dabei die Kölner Rewe als heißer Käuferkandidat gehandelt worden. Edeka war nun offenbar bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Plus galt lange als verlustträchtiges Sorgenkind innerhalb der Tengelmann-Gruppe, zu der auch die Obi-Baumärkte, die Textilkette Kik und die Supermärkte Kaiser’s und Tengelmann gehören.

„Das ist die größte Transaktion im deutschen Einzelhandel“, sagte Edeka- Vorstandschef Alfons Frenk am Freitag in Mülheim an der Ruhr. Zum Kaufpreis machten die Beteiligten keine Angaben. Den Großteil der erworbenen Filialen will Edeka nach und nach auch auf Netto umflaggen. Lediglich 800 Plus-Filialen in Innenstädten bleiben erhalten. Edeka und Tengelmann wollen künftig auch beim Einkauf kooperieren. Allerdings muss das Kartellamt der Vereinbarung noch zustimmen.

Sowohl Frenk als auch Tengelmann-Geschäftsführer Karl-Erivan Haub betonten, dem Zusammenschluss sollten keine Filialschließungen folgen. „Die Chancen des neuen Unternehmens liegen in der Geschäftsausweitung, nicht auf der Kostenseite“, sagte Frenk. Der Edeka-Chef kündigte ambitionierte Wachstumspläne für das neue Unternehmen an. Die Zahl der Filialen soll demnach in den nächsten drei Jahren auf 5000 steigen. Zum Vergleich: Aldi hat in Deutschland 4200, Lidl 2900 Filialen. Beim Umsatz liegen beide Unternehmen mit 23 und 13,8 Milliarden Euro aber noch weit vor dem neuen Discounter.

Die Märkte von Netto und Plus ergänzen sich nach Ansicht von Frenk vor allem geografisch. Netto ist in Ostdeutschland und im Süden stark. In sechs Bundesländern ist die Kette bislang gar nicht vertreten. Plus hat den Großteil der Filialen im Westen.

Im Ballungsraum Berlin-Potsdam gibt es 185 Plus-Filialen, Netto ist mit 48 Märkten vertreten. Beim Umsatz erzielten die Ketten 2006 nach Angaben des Branchendienstleisters Trade Dimensions gemeinsam einen Marktanteil von 12,6 Prozent – das entspricht Rang drei. An der Spitze lag Aldi mit 16,3 Prozent, dahinter kam Lidl mit 14,6 Prozent.

Außerdem verspricht sich Edeka von seinem Zukauf eine noch größere Macht als Einkäufer. Bereits jetzt ist Edeka im gesamten Lebensmittelmarkt die Nummer eins. Tengelmann will sich nun stärker auf das Textil- und Baumarktgeschäft konzentrieren, das hohe Wachstumsraten verspricht. Dagegen herrscht im deutschen Lebensmittelhandel ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Er ist gekennzeichnet von Kampfpreisen und Arbeitsbedingungen, die Gewerkschaften als extrem hart beschreiben.

„Um in einem gesättigten Markt bestehen zu können, muss man Erster oder Zweiter sein“, sagte Tengelmann-Chef Haub. Während Obi und Kik ihre Märkte dominieren, drohten Plus und Kaiser’s abzufallen. Plus hatte sich mal mehr als Discounter, mal mehr als Supermarkt versucht – und letztlich auf beiden Wegen den Erfolg verfehlt.

Nils-Viktor Sorge

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